Apostolisches Glaubensbekenntnis: Text und Bedeutung

Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist einer der ältesten und bekanntesten Texte des christlichen Glaubens. Es bringt auf den Punkt, was Christinnen und Christen glauben – damals wie heute. In vielen evangelischen Gottesdiensten wird es regelmäßig gesprochen:

  • als Zeichen des gemeinsamen Glaubens,
  • als Bekenntnis zur Kirche Jesu Christi
  • und zur Hoffnung, die uns trägt.

Auch bei der Taufe und Konfirmation spielt das Glaubensbekenntnis eine zentrale Rolle. Das ist auch in der Evangelischen Kirche im Rheinland der Fall: hier wird das Apostolische Glaubensbekenntnis in Gottesdiensten und bei anderen Anlässen gesprochen. Wir erklären hier, welchen Ursprung das Apostolische Glaubensbekenntnis und welchen Bezug zur Bibel es hat. Zudem könnt ihr hier das komplette Glaubensbekenntnis lesen und als PDF downloaden.

Apostolisches Glaubensbekenntnis: Vollständiger Text (mit PDF-Download)

Hier findet ihr den vollständigen Text des Apostolischen Glaubensbekenntnisses:

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Als PDF gibt es das Evangelische Glaubensbekenntnis hier auch als Textfassung zum Download.

Ursprung des Glaubensbekenntnisses: Historischer Kontext

Ursprünglich entstand das Apostolische Glaubensbekenntnis als Taufbekenntnis in der christlichen Kirche. Es geht auf die sogenannte „Regula fidei“ zurück und hat sich im Westen des Römischen Reiches verbreitet. Die lateinische Bezeichnung „Regula fidei“ bedeutet auf Deutsch „Glaubensregeln“. Diese Regeln wirkten in den ersten Jahrhunderten des Christentums als Grundsätze, an die sich alle Christinnen und Christen halten sollten. Die Regeln fanden sich dann in Texten wieder, die bei der Taufe gesprochen wurden. Die Bezeichnung „apostolisch“ weist darauf hin, dass man das Glaubensbekenntnis als Zusammenfassung der Lehre der zwölf Apostel verstand – auch wenn der Text in seiner jetzigen Form erst im 5. Jahrhundert entstand.

Bezug zur Bibel: Zentrale Bibelstellen zum Apostolischen Glaubensbekenntnis

Zwar steht das Glaubensbekenntnis nicht wörtlich in der Bibel. Aber es ist tief in den biblischen Zeugnissen verwurzelt. Es ist quasi eine kurze Zusammenfassung zentraler Aussagen der Bibel. Ein Schlüsselvers in der Bibel lautet etwa:

„Denn wenn du mit deinem Munde bekennst: ‚Jesus ist der Herr‘, und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.“ (Römer 10,9 )

Im Glaubensbekenntnis findet sich wiederum die ähnlich klingende Stelle: „… Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, … gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten.“

Weitere biblische Bezüge sind in jedem Abschnitt des Bekenntnisses wiederzufinden – etwa in der Schöpfungsgeschichte (1. Mose 1 ), im Evangelium von Jesus Christus (Lukas 1–24 ) und in Bibelstellen über die Hoffnung auf das ewige Leben (Offenbarung 21 ), die sich im Glaubensbekenntnis wiederfinden.

Unterschied zwischen katholischem und evangelischem Glaubensbekenntnis

In der katholischen und evangelischen Kirche wird das Apostolische Glaubensbekenntnis fast gleich gesprochen. Allerdings gibt es im Text einzelne Unterschiede.:

  • Im Apostolischen Glaubensbekenntnis, wie es in katholischen Gemeinden oft gesprochen wird, heißt es: „Ich glaube an die heilige katholische Kirche.“
  • In der evangelischen Kirche in Deutschland ist stattdessen die Formulierung „die heilige Kirche“ zu finden.
  • In protestantischen Kirchen im Ausland – zum Beispiel in England – wird dagegen im Glaubensbekenntnis die „catholic church“ erwähnt. Damit ist allerdings nicht die römisch-katholische Kirche gemeint. Viel mehr bezieht sich die Verwendung katholisch hier auf den griechischen Ursprung des Wortes, das „allumfassend“ bedeutet.

Historisch führte Martin Luthers Auslegung im Kleinen Katechismus zur festen Verankerung des Bekenntnisses im evangelischen Gottesdienst und im Religionsunterricht. Den Kleinen Katechismus könnte man als erstes FAQ zum evangelischen Glauben bezeichnen. Martin Luther hat nämlich 1529 in einem Buch in Frage-und-Antwort-Form erklärt, worauf es im Alltag in Gemeinden ankommt. Zuvor hatte Luther mehrere Gemeinden in Sachsen besucht und festgestellt, dass viele Gemeindemitglieder und Kirchenmitarbeitende wichtige Texte und Traditionen gar nicht kannten. In diesem Kleinen Katechismus und einem ausführlicheren Großen Katechismus behandelte Luther Fragen zu den Zehn Geboten, dem Glaubensbekenntnis, dem Vaterunser, der Taufe, dem Abendmahl und der Beichte.

Apostolisches Glaubensbekenntnis als Leitsatz: Bedeutung

Warum ist dieses alte Bekenntnis heute noch so wichtig? Weil das Glaubensbekenntnis Kernbotschaften des christlichen Glaubens auf den Punkt bringt:

  • Glaube an Gott, den Schöpfer: Die Welt ist kein Zufall, sondern Ausdruck göttlicher Liebe.
  • Vertrauen auf Jesus Christus: In ihm zeigt sich Gottes Nähe, Vergebung und Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. Gleichzeitig gibt uns Jesus Christus auch im Jetzt ein Vorbild für Nächstenliebe und den Umgang miteinander.
  • Wirken des Heiligen Geistes: Glaube ist lebendig und verbindet uns über Raum und Zeit hinweg. Alle Gläubigen sind in einer Gemeinschaft vereint. Viele Christinnen und Christen spüren diese Gemeinschaft im Gottesdienst genau dann, wenn das Glaubensbekenntnis gesprochen wird – für sie ist es ein wichtiger Teil ihres gelebten Glaubens.
  • Vergebung, Auferstehung und Gewissheit: Das Ende des Apostolischen Glaubensbekenntnisses spricht zentrale Glaubenserfahrungen an – und schenkt Orientierung in einer komplexen Welt. Verkürzt gesagt: Auch wenn es im Leben mal nicht so gut läuft, wissen wir, dass da noch andere sind, die mit uns fühlen. Und Gott wacht über uns. Er hat uns mit Jesus seinen Sohn geschickt, der uns als gutes Beispiel den Glauben vorgelebt hat.

Für evangelische Christinnen und Christen ist das Glaubensbekenntnis vor allem durch das Ende des Textes eine Grundlage für Vertrauen in den Glauben. Es ist also kein Zwang, sondern eher eine Einladung zum Mitglauben.

 

Herkunft des Apostolischen Glaubensbekenntnisses: Biblische Grundlagen und geschichtlicher Hintergrund

Als wohl ältestes Glaubensbekenntnis gelten Bibelstellen, in denen Jesus als Herr („Jesus ist Kyrios“)bezeichnet wird. Dies kann als Absage an weltliche Herrscher wie den römischen Kaiser verstanden werden.

Weitere Formen des Glaubensbekenntnisses entwickelten sich aus der Praxis der frühen Christenheit, bei der Taufe den Glauben öffentlich zu bekennen. Der Text wurde in den „Regula fidei“, also den Glaubensregeln der frühen christlichen Gemeinden, festgehalten. Glaubensbekenntnisse , die an die heute gängige Form erinnern, lassen sich bis ins zweite und dritte Jahrhundert zurückverfolgen. Die Forschung geht davon aus, dass sich im fünften Jahrhundert die heute weit verbreitete Form entwickelt hat. Die früheste erhaltene schriftliche Überlieferung des heute gängigen Textes zum Glaubensbekenntnis geht auf das achte Jahrhundert zurück. Sie fasst die biblische Lehre in einer Form zusammen, die die Dreieinigkeit Gottes darstellt: Gott Vater – Sohn – Heiliger Geist.

Doch auch in der Hebräischen Bibel – also unserem Alten Testament – finden sich schon Bekenntnisformeln. So findet sich im unserem Alten Testament  schon folgende Passage:

„Du aber sollst ein Bekenntnis ablegen. Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du sagen: ‚Ein heimatloser Aramäer war mein Vater. Er ging nach Ägypten und lebte dort als Fremder. Nur wenige waren damals mit ihm gekommen. Doch sie wurden dort ein großes Volk, mächtig und zahlreich.‘“ (5. Mose 26, 5-9 )

In jüdischen Gemeinden gängiger ist heute jedoch das „Schma Jisrael“ als Glaubensbekenntnis. Dieses Gebet fasst mehrere Stellen der Tora zusammen und hat seinen Namen von der hebräischen Fassung der Anfangsworte des Gebetes: „Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, der Herr allein!“ (5. Mose 6 )

 

Diese Form des Bekenntnisses hat Jesus selbst aufgegriffen. So sagte er nach Überlieferung des Neuen Testaments:

  • „Das wichtigste Gebot ist dieses: Höre, Israel: Der Herr ist unser Gott, der Herr allein!“ (Matthäus 12, 29 ).
  • Im Neuen Testament finden sich weitere Fragmente, die Gläubige dazu aufrufen, Glaubensbekenntnisse abzulegen: „Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ (Matthäus 28,19 )

In Luthers Kleinem Katechismus von 1529 bildet das Glaubensbekenntnis gemeinsam mit den 10 Geboten und dem Vaterunser das Herzstück. Die Dreieinigkeit  steht im Mittelpunkt – nicht als abstraktes Konzept, sondern als Erfahrung gelebten Glaubens. Die Dreieinigkeit – auch Dreifaltigkeit oder Trinität genannt – bedeutet, dass Gott in drei Erscheinungsformen existiert: als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Was war aber der Beitrag der 12 Apostel zu diesem Glaubensbekenntnis? Im Mittelalter hielt sich die Legende, dass die Apostel selbst das Glaubensbekenntnis geschrieben hatten. Demnach soll jeder Apostel an Pfingsten jeweils einen Punkt beigesteuert haben, der ihn am wichtigsten war. Dieses Motiv der 12 Apostel als Autoren des Glaubensbekenntnisses ist in der Kunstgeschichte mehrfach festgehalten – zum Beispiel auf Malereien in Kirchen. Dagegen spricht allerdings, dass sich das Apostolische Glaubensbekenntnis gar nicht in zwölf sinnvolle Abschnitte einteilen lässt, die unterschiedliche Autoren erkennen ließen.

Das Glaubensbekenntnis als Teil der Taufe und Konfirmation

 

In der evangelischen Kirche gehört das Apostolische Glaubensbekenntnis  heute untrennbar zur Taufe: Eltern und Pat*innen bekennen stellvertretend den Glauben für das Kind. Bei der Konfirmation sprechen Jugendliche es selbst – als Zeichen ihres eigenen Glaubens. Sie zeigen damit, dass sie sich als Teil einer großen Glaubensgemeinschaft verstehen.

Ich glaube …“ – das ist keine Floskel, sondern Ausdruck einer persönlichen Entscheidung und eines Vertrauens in Gott. Doch das Bekenntnis wird längst nicht nur zur Taufe gesprochen, sondern ist elementarer Bestandteil eines Großteils der Gottesdienste. Ob im normalen Ablauf eines Gottesdienstes am Sonntag, bei einer Trauung, bei der Konfirmation, zu Weihnachten, Ostern oder zu anderen Anlässen  wird das Glaubensbekenntnis gesprochen. Die Gottesdienstformen und Anlässe mögen sich verändern, aber das Bekenntnis bleibt als Konstante. Und selbst Menschen, die nicht so oft in den Gottesdienst gehen, merken, dass etwas fehlt, wenn das Apostolische Glaubensbekenntnis mal nicht gesprochen wird.

Glaubensbekenntnis von Nizäa an hohen Feiertagen

An hohen Feiertagen wird oft auch das Nizänische Glaubensbekenntnis gesprochen. Das Glaubensbekenntnis von Nizäa-Konstantinopel geht auf das Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 zurück. Es wird heute zwar in unserer Kirche nicht mehr so oft gesprochen. Es ist aber kirchengeschichtlich wohl bedeutender als das Apostolische Glaubensbekenntnis. Das liegt daran, dass das Nizänische Glaubensbekenntnis sowohl in den Ostkirchen wie auch in unseren westlichen Kirchen zitiert wird. Damit hat es eine große Bedeutung für die Ökumene, also die Zusammenarbeit der Kirchen.

Was bedeutet das apostolische Glaubensbekenntnis als Leitsatz für Christinnen und Christen heute?

 

Viele Menschen fragen heute: Was gibt mir Halt? Woran kann ich glauben?

Das Apostolische Glaubensbekenntnis bietet Antworten – auch im modernen Leben. Es lädt ein zum Nachdenken, Mitsprechen, Innehalten. Es öffnet Türen zur Spiritualität – ob beim Gebet, in der Krise oder in Momenten der Dankbarkeit. Wenn man das Glaubensbekenntnis gemeinsam mit anderen spricht, dann fühlt es sich oft an wie ein Lied. Auch wenn man den Text vielleicht bei einer Straßenumfrage nicht parat hätte: In der Kirche mit anderen ist er plötzlich wieder da. Alleine hier zeigt sich schon im Kleinen: Manches schaffe ich vielleicht alleine nicht so gut. Aber in der Gemeinschaft mit anderen Christinnen und Christen, da schaffe ich es – und sei es nur, sich an einen Text zu erinnern.

Die Aussagen des Glaubensbekenntnisses sind zeitlos:

  • Vertrauen in Gott als Schöpfer: Auch in einer fragilen Welt gibt es einen tragenden Untergrund, der uns trägt.
  • Vergebung der Sünden: Niemand ist perfekt – aber angenommen.
  • Hoffnung auf das ewige Leben: Der Tod hat nicht das letzte Wort.

So wird das Glaubensbekenntnis zum Leitsatz für das Leben – nicht nur im Gottesdienst, sondern mitten im Alltag.  Dabei verstehen wir in der Evangelischen Kirche im Rheinland das Apostolische Glaubensbekenntnis nicht als absolutes Gesetz, das wörtlich zu nehmen ist. Vielmehr sind alle Christinnen und Christen dazu eingeladen, ihren Glauben selbst zu gestalten. Und für sich zu erkennen, welche Passagen des Glaubensbekenntnisses ihnen wichtig sind und welche weniger wichtig.

  • Red.
  • Karsten Klama

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