Luther und die Bibel: Alles zu Entstehung, Aufbau und Botschaft

Die Bibel ist für Christinnen und Christen eine wichtige Grundlage ihres Glaubens und Lebens. Auch in unserer Evangelischen Kirche im Rheinland gilt die Bibel als „Heilige Schrift“, die von Gott und vom Leben und Wirken von Jesus Christus berichtet. Sie bezeugt, dass Gott immer zu uns steht, weshalb ihm Christinnen und Christen weltweit ihr Leben anvertrauen.

Martin Luther, der Reformator des 16. Jahrhunderts, spielte eine Schlüsselrolle in der Verbreitung und Vermittlung der Bibel durch seine Übersetzungsarbeit. Doch wann ist die Bibel entstanden, wie ist der Aufbau und was ist die zentrale Botschaft der Bibel? Wir erklären die Entstehung und Bedeutung von Luthers Werk.

Martin Luther und die Bibel: Das Wichtigste in Kürze

Aufbau der Bibel: Die Bibel besteht aus zwei Teilen:

  • Die „Hebräische Bibel“ erzählt vom Glauben und der Geschichte des Volkes Israels. Von Christinnen und Christen wird dieser Teil das „Alte Testament“ genannt.
  • Das „Neue Testament“ schildert im zweiten Teil der Bibel das Leben und Wirken von Jesus Christus. Es erzählt außerdem vom Leben der ersten christlichen Gemeinschaften.

Anfang des 17. Jahrhunderts übersetzte der studierte Theologe Martin Luther die Bibel in die damalige deutsche Umgangssprache. Damit machte er sie der breiten Bevölkerung zugänglich. Dies geschah während der Reformation, einer Bewegung, die zur Spaltung der damaligen Kirche führte. Dabei entstand die evangelische Kirche.

Definition und Bedeutung: Was ist die Bibel?

Die Bibel ist die Grundlage des christlichen Glaubens. Die Inhalte der Bibel sind Basis für das Leben und Handeln auch des evangelischen Glaubens, wie wir ihn in der Evangelischen Kirche im Rheinland praktizieren. In der Bibel ist aufgeschrieben, was Gott zu den Menschen sagt. Außerdem wird beschrieben, was Menschen über Jahrhunderte mit Gott und Jesus Christus erlebt haben.

In unserer evangelischen Kirche nutzen wir meist die Bibel nach der Übersetzung von Martin Luther. Diese Lutherbibel wird immer wieder sprachlich überarbeitet. Damit soll sie weiterhin für alle Menschen verständlich bleiben. Auch die katholische Kirche nutzt eine Bibel in der Sprache der Gegenwart: Die sogenannte Einheitsübersetzung ist die offizielle Bibel der katholischen Kirche in Deutschland.

Die Entstehung der Bibel: Antworten auf alle Fragen

Wer hat die Bibel geschrieben?

Besonders im ersten Teil der Bibel, dem Alten Testament, finden sich Texte, die zuvor mündlich überliefert worden sind. Die Bibel wurde von vielen verschiedenen Autoren verfasst. Das ergaben Untersuchungen der unterschiedlichen Sprachstile. Als einer der Verfasser des Neuen Testaments gilt der Apostel Paulus. Ebenso die Evangelisten Markus, Lukas, Matthäus und Johannes.

Wann wurde die Bibel geschrieben?

Die Entstehung der Bibel zog sich über einen langen Zeitraum hin. Die von jüdischen Gelehrten überlieferten Texte wurden vermutlich ab dem neunten Jahrhundert vor Christus erstmals einzeln aufgeschrieben. Sie bilden heute das Alte Testament.

Auch die Berichte im Neuen Testament sind zuerst mündlich weitergegeben worden. Erstmals aufgeschrieben wurden sie in den Jahren 50 bis 70 nach Christus. Das Neue Testament, welches im 1. Jahrhundert n. Chr. verfasst wurde, beschreibt das Leben und die Lehren Jesu Christi sowie die Anfänge der christlichen Kirche.

Das Alte Testament wurde ursprünglich auf Hebräisch und in kleineren Teilen auf Aramäisch und Griechisch verfasst, das Neue Testament auf Griechisch.

Wie alt ist die Bibel?

Insgesamt variiert das Alter der Bibel je nach Abschnitt. Das Alte Testament als Sammlung gibt es seit 300 vor Christus. Diese Sammlung war die Heilige Schrift des antiken Judentums und der ersten Christinnen und Christen.

Im vierten Jahrhundert nach Christus wurde dann festgelegt, welche Texte zum Neuen Testament gehören. Der damalige Kirchenvater Athanasius benannte dafür im Jahr 367 nach Christus erstmals 27 Berichte und Überlieferungen. Die Bischöfe bestätigten dies bei ihren Sitzungen.

Wurde die Bibel verändert?

Die Texte der Bibel werden seit fast 2000 Jahren nicht mehr verändert. Das zeigen Vergleiche neuer Übersetzungen mit alten Handschriften. Die Texte werden bis heute  vervielfältigt und übersetzt. Dabei wird alleine die Sprache so verändert, dass sie für Menschen gut verständlich ist.

Der Aufbau der Bibel: Überblick über das Alte und Neue Testament

Die Bibel, so wie wir sie kennen, besteht aus zwei Büchern: zum einen aus der Hebräischen Bibel, die von Christinnen und Christen das „Alte Testament“ genannt wird, und zum anderen dem „Neuen Testament“. Diese beiden Abschnitte bilden die Grundlage des christlichen Glaubens und erzählen die Geschichte Gottes mit den Menschen.

Das Alte Testament – Schöpfung, Geschichte und Psalmen

Das Alte Testament besteht aus 39 Schriften und schildert die Geschichte des Volkes Israel. Am Anfang steht die Schöpfung der Welt – die sogenannte Schöpfungsgeschichte. Sie erzählt, wie Gott die Welt erschaffen hat. Das Alte Testament beschreibt zudem den Glauben und den Bund Gottes mit Israel, seiner auserwählten Gemeinschaft. Dazu gehören bedeutende Erzählungen wie die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten und ihre Reise durch die Wüste. Außerdem beinhaltet das Alte Testament der Bibel die wichtigen Psalmen, eine Sammlung von Liedern und Gebeten. In den Psalmen drücken Menschen unter anderem Trauer und Liebe sowie das Lob auf Gott aus.

Das Neue Testament – Leben Jesu und die Anfänge der Kirche

Das Neue Testament besteht aus 27 Schriften. Es schildert das Leben und Wirken von Jesus Christus. Außerdem werden die Anfänge der Kirche beschrieben. Zudem wird die Wiederkunft von Jesus Christus auf der Erde angekündigt.

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Der Aufbau der Bibel – von der Schöpfung bis zur Offenbarung

Sowohl das Alte als auch das Neue Testament beginnen mit einem Rückblick: Die fünf Bücher Mose erzählen bildhaft vom Entstehen der Welt und berichten von der Befreiung der Israeliten als auserwähltes Volk Gottes aus der Sklaverei und ihrer Reise durch die Wüste. Sie beschreiben die Reise der Israeliten ins gelobte Land, die Ankunft in Israel und erzählen von seinen Königen. Schließlich beschreiben sie die Zerstörung Jerusalems und seines Tempels und das anschließende Leben der Israeliten im Exil.

Das Neue Testament schildert in den vier Evangelien das Leben Jesus Christus. Es beschreibt seine Geburt, seine Lehren und sein Wirken. Es berichtet schließlich von der Hinrichtung von Jesus Christus am Kreuz  und seiner Auferstehung von den Toten .

Danach befassen sich beide Bücher mit der religiösen Gemeinschaft ihrer jeweiligen Zeit: Das geschieht im Alten Testament in Gesetzestexten und Psalmen. Im Neuen Testament wird von der Entwicklung der frühen Kirche und der religiösen Gemeinschaft in der Apostelgeschichte und den Briefen an die christlichen Gemeinden berichtet.

Schließlich enden beide Bücher mit dem Ausblick auf die Zukunft. Im Alten Testament sind es die Schriften der Propheten, im Neuen Testament ist es die Offenbarung des Johannes . In beiden Fällen wird die Zerstörung der Welt durch Gewalt und Kriege beschrieben. Es gibt jedoch in beiden Büchern die Hoffnung auf Gott als Erlöser , der die Menschen erretten wird.

Wie liest man die Bibel?

Die Bibel kann auf verschiedene Weise gelesen werden. Sie kann von vorne bis hinten oder in einzelnen Abschnitten gelesen werden. Das entscheiden Leserinnen und Leser selbst. Sie entscheiden auch, ob sie die Bibel als Geschichtsbuch oder als Gespräch mit Gott betrachten.

Die Bibel kann als gedrucktes Buch, als Online -Bibel oder in der App gelesen werden. Es gibt Bibel-Lesepläne mit Erläuterungen. Man kann alleine lesen oder zusammen mit anderen, zum Beispiel in Bibelkreisen in einer evangelischen Gemeinde vor Ort.

Martin Luther und die Bibel

Martin Luther lebte von 1483 bis 1546. Er war Mönch und Professor für Theologie in Wittenberg im heutigen Sachsen-Anhalt. Mit  einigen der damaligen Lehren der katholischen Kirche war Martin Luther jedoch nicht einverstanden. Für ihn standen sie im Widerspruch zu den Aussagen der Bibel. Während der Reformation übersetzte Martin Luther die Bibel in die deutsche Sprache. Nun konnte sie von allen Menschen beim Lesen oder Vorlesen verstanden werden. Das Wort „Reformation“ kommt vom lateinischen Wort „reformatio“ und bedeutet „Erneuerung“ und „Wiederherstellung“. Die maßgeblich von Martin Luther ausgelöste Erneuerung führte zur Spaltung der Kirche.

Warum übersetzte Luther die Bibel?

Im Mittelalter wurden in Gottesdiensten die Bibel in lateinischer Sprache verwendet. Diese Sprache beherrschten jedoch nur wohlhabende Adelige, Priester und Bischöfe. Sie bestimmten daher über die Bedeutung der Texte. Sie entschieden, was den Menschen, die selbst keinen Zugang zur Bibel hatten, über die Inhalte der Bibel erzählt wurde.

Martin Luther missfiel dieses Verhalten, bei dem das Volk unterdrückt und entmündigt wurde und das für ihn im Widerspruch zu den Aussagen der Bibel stand. Martin Luther verneinte unter anderem die Allmacht des Papstes. Er wandte sich ebenso gegen den Ablass. Dabei handelte es sich um Geldzahlungen, mit denen sich Gläubige bei der Kirche von ihren Sündenstrafen freikaufen sollten. Martin Luther betonte den direkten Zugang zu Gott und dass die Menschen alleine durch ihren Glauben gerettet werden. Damit die Menschen dies erkennen konnten, übersetzte er für sie die Bibel in verständliches Deutsch.

Wann und wo hat Luther die Bibel übersetzt?

Martin Luther übersetzte das Neue Testament im Jahr 1522 innerhalb von drei Monaten auf der Wartburg bei Eisenach. (Link auf Reformation zum Exil)

Aus welcher Sprache hat Luther die Bibel übersetzt?

Martin Luther übersetzte die Bibel aus den hebräischen und griechischen Originaltexten. Er orientierte sich dabei aber auch an der damaligen Bibel in Latein.

Die Bedeutung von Luthers Bibelübersetzung

Martine Luther stellte erstmals das Handeln der Kirche den biblischen Aussagen gegenüber. Das veränderte die Kirche grundlegend. Luther stellte den einzelnen Menschen und seine persönliche Beziehung zu Gott im Mittelpunkt. Die Vormachtstellung der leitenden Bischöfe und Kirchenfürsten und damit ihr Machtmissbrauch gerieten ins Wanken.

Der 70 Jahre zuvor erfundene Buchdruck sorgte zudem für eine schnelle Verbreitung der übersetzten Bibel. Das hatte auch Einfluss auf die deutsche Sprache: Luthers Übersetzung gilt als literarisches Meisterwerk, da sie die Bibel in lebendige, anschauliche und verständliche deutsche Worte übertrug. Viele Begriffe, etwa das Wort „Nächstenliebe“, prägte Luther neu und machte sie für das Volk zugänglich.

Die Botschaft der Bibel

Was ist die Botschaft der Bibel?

Die Bibel beschreibt die Beziehungen zwischen Gott und den Menschen. Die wichtigste Botschaft der Bibel ist die Zusage Gottes an die Menschen: „Ich wende mich euch zu und bin immer an eurer Seite!“

Die Bibel legt ebenso dar, wie die Menschen miteinander umgehen sollen. Liebe, Verantwortung und Vergebung gehören dabei zu den grundlegenden Regeln der Gemeinschaft.

Die Bibel als moralischer und spiritueller Leitfaden:

Mit den Zehn Geboten legte die Bibel im Alten Testament die Basis fürs menschliche Zusammenleben: Mord, Diebstahl, Verrat und Lüge sind verboten. Im Neuen Testament werden diese Regeln durch die Aussagen von Jesus Christus verstärkt: Nächstenliebe und Friedfertigkeit werden angestrebt. Christinnen und Christen sollen einander und selbst ihre Feinde lieben. Trost und Hoffnung bietet die Bibel durch den zugesagten Beistand: Auch wenn Menschen versagen, steht ihnen Gott zur Seite.

Zudem prägte die Bibel die Kultur: Die Inhalte der Bibel wurden in zahlreiche Werke der Musik, Literatur und Kunst aufgenommen.

Unterschiede in der Auslegung:

Die Bibel wird auf vielfältige Weise interpretiert , oft auch widersprüchlich: Ihre Aussagen werden sowohl vor ihrem historischen Hintergrund gesehen als auch auf die heutige Zeit übertragen. Die damaligen Regeln werden in unserer evangelischen Kirche meist nicht als wortwörtliche Anweisung gesehen. Viel mehr finden wir darin Symbole und Bilder für unser Leben und unseren Glauben. Einige sind uns aber so wichtig, dass wir sie auch heute noch wörtlich nehmen, wie etwa das Gebot der Nächstenliebe.

Die Texte der Bibel werden unter anderem mit wissenschaftlichen Methoden untersucht. Sie dienen aber ebenso dazu, gegen Unterdrückung und für Freiheit und Gleichberechtigung einzutreten. Dies geschieht etwa bei der Feministischen Theologie oder der südamerikanischen Befreiungstheologie .

Die zeitlose Kraft der Bibel, die Generationen überdauert

Die Bibel ist weit mehr als nur ein historisches Dokument – sie ist ein lebendiges Zeugnis der Beziehung zwischen Gott und den Menschen, das Generationen überdauert hat. Ihre Lehren von Liebe, Vergebung und Gerechtigkeit bleiben zeitlos und inspirieren auch heute noch Millionen von Gläubigen weltweit. Ob als spiritueller Begleiter, moralischer Kompass oder kulturelles Erbe – die Bibel hat nach wie vor eine zentrale Bedeutung in unserem Glauben und unserem Leben. Martin Luthers Übersetzung hat dieses Erbe in unsere Sprache und unsere Kultur übertragen, sodass ihre Botschaften für alle zugänglich und verständlich bleiben. Sie lädt uns ein, immer wieder neue Perspektiven zu entdecken und den Dialog mit Gott zu suchen – gestern, heute und in Zukunft.

  • Red.
  • Peter Bongard/fundus-medien.de