Kaum etwas ist so stark mit dem Glauben verbunden wie das Beten. Auf Bildern und Fotos, in Kirchen und Kunstwerken, bei Gottesdiensten oder in Notlagen: Überall wird gebetet. Aber trotzdem tun sich viele Menschen mit dem Beten schwer. Warum beten Menschen? Wie kann Beten helfen? Wie betet man richtig? Und kann ich das auch, wenn ich gar nicht weiß, ob ich gläubig bin? Kann man Beten lernen?
Zur Bedeutung des Betens: Was ist ein Gebet?
Wenn wir beten, wenden wir uns Gott zu. Mit unserer Sprache und unseren Gedanken. Aber auch mit unseren Sinnen. Denn ein Gebet will nicht nur senden, sondern auch empfangen. Es lebt von der Hoffnung, dass Gott uns hört und antwortet. Auch Kirchenmusik oder Gesang werden oft als Gebet verstanden, ebenso das Schweigen. Gebete können in vielen Formen auftreten: als Dank, als Bitte, als Lobpreis oder als Klage.
Beten im Christentum: Warum beten Menschen?
Beten im Christentum hat eine zentrale Bedeutung und ist eine der wichtigsten Ausdrucksformen des Glaubens. Christinnen und Christen – katholische und evangelische – beten, um mit Gott in Verbindung zu treten. Durch persönliche Gebete, gemeinsames Beten in der Kirche und im Gottesdienst erleben Christinnen und Christen eine tiefe spirituelle Gemeinschaft, treten in Verbindung zu Gott, finden Trost und Hoffnung in schwierigen Zeiten. Das Vaterunser als zentrales Gebet des Christentums ist ein Gebet, das Jesus selbst gelehrt hat. Als gemeinsames Element des Glaubens verbindet das Vaterunser Christinnen und Christen weltweit.
Das Beten hilft Menschen, Trost zu finden, Dankbarkeit auszudrücken und Fürbitten für andere zu halten. Es gibt verschiedene Formen des Gebets im Christentum, die eine tiefe Verwurzelung in der evangelischen Geschichte und Tradition haben, einschließlich der meditativen Gebete, die auf eine tiefere spirituelle Verbindung und Besinnung abzielen. Die Sakramente, insbesondere das Abendmahl, sind ebenfalls eng mit dem Gebet verbunden.
Wie betet man richtig?
Beten kennt kein starres Regelwerk. Aber es hilft, sich zu konzentrieren. Meist werden dazu die Augen geschlossen, oft auch die Hände gefaltet oder ineinandergelegt. Das Knien beim Beten ist unter Evangelischen weniger üblich als bei anderen christlichen Glaubensgemeinschaften. Aber beim Vaterunser , dem bekanntesten Gebet der Bibel, stehen viele auf.
Am besten beten wir so, wie es sich für uns richtig anfühlt. Manchmal jagen beim Gebet Gedanken wie Blitze durch den Kopf. Oder wir lenken uns selbst immer wieder vom Beten ab. Das sollte uns nicht verunsichern. Wie im normalen Leben gelingt auch das Gespräch mit Gott mal besser und mal schlechter. Beten ist keine Leistungsanforderung des Glaubens. Es soll uns helfen, mit Gott in Verbindung zu bleiben.
Wo soll ich beten?
Als Erstes fallen einem beim Beten vielleicht die Kirche und der Gottesdienst ein. Dort wird viel gebetet. Aber Beten ist an keinen Ort und keine Veranstaltung gebunden. Wir entscheiden selbst, wo es passt: immer dort, wo wir uns an Gott wenden wollen. Beten können wir zu Hause, in der Natur, auf Reisen oder in stillen Momenten des Alltags – denn das Beten kennt keine räumlichen oder zeitlichen Grenzen. Das Gebet ist ein persönlicher Weg, um mit Gott in Verbindung zu treten, unabhängig von unserer Umgebung.
Was soll ich beten?
Viele Menschen haben ihre Gebete aufgeschrieben und veröffentlicht. Wenn sie uns gefallen, können wir sie auch nutzen. Manche alten Gebete wie das Vaterunser beten wir oft zusammen in der Kirche im Gottesdienst. Oder eine Person spricht für eine ganze Gruppe ein Gebet. Aber wir können auch unsere eigenen Worte finden. Oft ist das die persönlichste Art des Betens. Und wenn uns keine Worte einfallen, dann schweigen wir halt. Beten ist keine göttliche Prüfung. Wir können stammeln, immer wieder dasselbe beten oder Gedankensprünge machen. Vielleicht hilft es, wenn wir zu Beginn des Gebets überlegen, was uns gerade besonders bewegt. Das könnte dann Teil unseres Gebets werden.
Wann soll ich beten?
Manche glauben, für das Beten brauche es eine besondere innere Bereitschaft. Aber dann kann es passieren, dass wir immer nur auf den richtigen Moment warten und am Ende nie beten. Auch Zweifel sind Teil des Glaubens und des Gebets. Eine Möglichkeit ist, sich feste Zeiten für das Gebet vorzunehmen. Und die sind beliebig: nach dem Aufstehen, vor dem Essen, nach dem Essen, in der Mittagspause, vor dem Zubettgehen. Rituale helfen, das Beten zum Teil des Alltags zu machen. Beten muss auch nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Ein schneller Dank, ein Stoßgebet der Klage, das können kostbare Augenblicke des Glaubens sein.
Aus welchem Anlass soll ich beten?
Schon die Psalmen im Alten Testament der Bibel zeigen: Es gibt keine Gefühlslage, in der man sich nicht an Gott richten kann. Angst, Verzweiflung, Trauer, Schmerz, Wut, Freude, Dankbarkeit, Glück – alles kann Anlass für ein Gebet sein. Gott liebt uns Menschen mit allem, was uns ausmacht. Darum können wir auch alles vor Gott bringen, was uns bewegt. Ob wir Trost suchen, Hilfe erbitten oder einfach unsere Freude teilen möchten, jedes Gefühl und jede Situation ist wertvoll und hat im Gebet Platz.
Wie wirkt Beten?
Ein Gebet ist unberechenbar. Wie Gott darauf reagiert, bleibt sein Geheimnis. Einige sind ganz sicher, Gottes Antwort zu hören. Anderen genügt der Gedanke, dass alles, was sie gebetet haben, bei Gott gut aufgehoben ist. Auf jeden Fall verändern wir selbst uns durch das Beten. Wer betet, schöpft nicht aus sich allein. Er oder sie vertraut zumindest für einen Moment darauf, mit allem Traurigen und allem Schönen des Lebens bei Gott geborgen zu sein. Und Menschen in Not, für die gebetet wird, berichten immer wieder, wie tröstlich das für sie ist.
Beten stärkt das Vertrauen und die Zuversicht, indem es uns daran erinnert, dass wir nicht alleine sind. Durch das Gebet können wir unsere Sorgen und Nöte loslassen, uns auf uns selbst besinnen und innere Ruhe und Balance finden. Das Gebet kann auch als Mittel der Reflexion dienen, das uns hilft, unsere Gedanken und Gefühle zu ordnen und Klarheit zu gewinnen. Außerdem fördert das gemeinsame Beten das Gemeinschaftsgefühl und die Solidarität unter den Gläubigen. Selbst wenn wir keine unmittelbare Antwort erhalten, erfahren viele Menschen durch das Beten eine tiefere Verbindung zu Gott und eine Stärkung ihres Glaubens.
Wo finde ich Gebete?
Das Buch der Psalmen in der Bibel ist ein alttestamentliches Gebetsbuch, in dem sich viele Menschen mit ihren Gebetsanliegen wiederfinden. Das wichtigste Gebet für Christinnen und Christen ist das Vaterunser . Gebetsanregungen findet man zum Beispiel bei der ökumenischen Kommunität von Taizé , beim Wochengebet der Evangelischen Kirche im Rheinland auf Instagram oder auch im Evangelischen Gesangbuch . Daneben bietet der Buchhandel zahlreiche Gebetssammlungen an.