Was ist der Heilige Geist?

„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“: Diesen Spruch hat vermutlich jede und jeder schon einmal gehört. Aber wer oder was ist der Heilige Geist? In diesem Text erfahrt ihr, was hinter dem Heiligen Geist steckt.

Wenn Christ:innen getauft werden, geschieht das im Namen Gottes, „des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Schon da wird deutlich: Neben der Vorstellung von Gott als Vater oder Mutter der Schöpfung und Jesus Christus als menschlichem Gesicht Gottes gibt es eine dritte göttliche Dimension: den Heiligen Geist. Oft wird er auch als Atem Gottes beschrieben oder (in der Bibel in gerechter Sprache ) als Geistkraft. Gemeint ist die Kraft Gottes, die in unserer Welt und in uns selbst wirkt und uns belebt.

Der Heilige Geist steht außerdem dafür, dass Gottes Handeln für uns Menschen nicht vorhersehbar ist: „Gottes Geist weht, wo er will“– sagen wir als Redewendung. Doch der Heilige Geist ist keine allein christliche Vorstellung. Schon in der Hebräischen Bibel heißt es am Anfang der Schöpfungserzählung (1.Buch Mose) : „Über dem Wasser schwebte Gottes Geist.“

Definition: Was ist der Heilige Geist?

Das hebräische Wort für Heiliger Geist in den Ursprungstexten der Bibel heißt Ruach “. Das bedeutet so viel wie Geist, Atem, Wind oder auch bewegte Luft. Der Heilige Geist steht für die gegenwärtige Kraft Gottes. Sie wirkt in den Menschen. Sie belebt, ermutigt und stärkt. Man kann also sagen: Gott ist der Schöpfer der Welt. In Jesus Christus ist er Mensch geworden. Und durch den Heiligen Geist wirkt er bis heute in den Menschen und der Welt fort.

Weil das hebräische Wort Ruach weiblich ist, wird diese Geistkraft Gottes mitunter auch als seine weibliche Seite verstanden. Das hilft, um sich von allein männlich geprägten Gottesvorstellungen zu lösen. Aber Gott ist weder Mann noch Frau, noch Fels, noch König, noch Weingärtner. All diese biblischen Sprachbilder sind nur Annäherungsversuche.

Heiliger Geist im Christentum

Nach christlichem Verständnis ist der Heilige Geist Teil der Trinität: Vater, Sohn, Heiliger Geist. In der evangelischen Tradition wird dafür eher der Begriff Dreieinigkeit verwendet. Die katholische Tradition spricht eher von Dreifaltigkeit. Gemeint ist dasselbe: Einmal richtet sich der Blick mehr darauf, dass die drei Seinsweisen Gottes doch nur Ausdruck des einen Gottes sind. Das andere Mal wird eher betont, dass sich der eine Gott eben in drei Seinsweisen entfaltet.

Am ersten Sonntag nach Pfingsten feiern Christinnen und Christen den Sonntag Trinitatis, das Fest der Dreieinigkeit. Im Kirchenjahr werden die folgenden Sonntage als Sonntage nach Trinitatis gezählt. Damit knüpft Trinitatis unmittelbar an das Pfingstfest an, das als „Geburtsfest“ der Kirche gilt und unverrückbar mit dem Heiligen Geist verbunden ist. Er erfüllt die Jüngerinnen und Jünger, befähigt sie, von ihrem Glauben öffentlich zu sprechen und Menschen zur Taufe zu bewegen.

Nach evangelischem Verständnis wirkt der Heilige Geist vor allem durch die Bibel und Wortverkündigung. Sein Wirken geschieht also insbesondere:

  • durch die Predigt,
  • in der Taufe,
  • im Abendmahl,
  • in der gelebten christlichen Gemeinschaft und
  • im persönlichen Glaubensleben.

So bleibt der Heilige Geist nicht abstrakt, sondern wird erfahrbar – im Hören, im Handeln und im Vertrauen auf Gottes Gegenwart im Alltag.

Heiliger Geist in der Bibel: wichtige Bibelstellen im Neuen und Alten Testament

Schon in der Schöpfungserzählung im 1. Buch Mose wird der Heilige Geist erwähnt. Ganz am Anfang heißt es: „Die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag über dem Urmeer. Über dem Wasser schwebte Gottes Geist.“ Der Geist Gottes ist in dieser biblischen Urgeschichte ordnende Kraft und ist somit Teil der Schöpfung.

Auch im 4. Buch Mose zeigt sich sein Wirken: Dort befähigt der Geist Gottes Menschen zu einer besonderen Aufgabe – sie reden eine Zeit lang wie Propheten und verbreiten die göttliche Botschaft. Außerdem wird im Buch des Propheten Jesaja der künftige Messias, der Friedensherrscher, als derjenige beschrieben, auf dem der Geist Gottes ruht, durch den er „Weisheit und Einsicht, Rat und Stärke, Erkenntnis und Ehrfurcht vor dem Herrn“ geschenkt bekommt.

Die zentrale Erzählung über den Heiligen Geist im Neuen Testament ist das Pfingstwunder in der Apostelgeschichte . Der Geist erfüllt die Jüngerinnen und Jünger, sie treten öffentlich auf und werden von allen verstanden – ungeachtet ihrer Herkunft und Sprache. Pfingsten markiert so den Beginn der weltweiten Verkündigung des Evangeliums.

Im 1. Brief an die Korinther beschreibt der Apostel Paulus außerdem, welche unterschiedlichen Gaben der Geist Gottes den Menschen schenken kann: „Es gibt verschiedene Kräfte, aber es ist immer derselbe Gott. Er bewirkt das alles in allen Menschen. Das Wirken des Geistes zeigt sich bei jedem auf eine andere Weise.“

Immer wieder steht in der Bibel das Wirken Gottes durch und in uns Menschen im Mittelpunkt. Dabei wirkt der Heilige Geist als verbindende Kraft, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise in Erscheinung tritt und erfahrbar wird.

Symbole des Heiligen Geistes: Taube, Feuer, Wind und Wasser

In der Bibel werden oft Symbole für den Heiligen Geist verwendet:

  • Die Taube: In allen vier Evangelien wird berichtet, dass sich der Heilige Geist bei Jesu Taufe in Gestalt einer Taube gezeigt hat (Mt 3,16; Mk 1,10; Lk 3,22; Joh 1,32). Auch die Taube in der Geschichte von der Arche Noah (1. Buch Mose) wird als Hoffnungssymbol oft mit dem Heiligen Geist in Verbindung gebracht. Allerdings wird er dort nicht ausdrücklich erwähnt.
  • Feuer und Wind: In der Pfingstgeschichte kündigt sich der Heilige Geist als Rauschen, starker Wind und schließlich als züngelnde Flammen an.
  • Wasser: Im Johannesevangelium bezieht Jesus alttestamentliche Worte vom lebendigen Wasser auf den Heiligen Geist.

Die zahlreichen Symbole machen deutlich, wie vielfältig das Wirken des Heiligen Geistes verstanden wird: Die Taube als Friedenszeichen, der Wind als Symbol für die belebende Kraft Gottes, das Feuer als Bild für „entflammte“ Leidenschaft und Begeisterung und schließlich das Wasser als Zeichen der Reinigung und Erneuerung. Diese Bilder machen spürbar, wie der Heilige Geist auch heute Christinnen und Christen inspirieren, bewegen und in ihrem Glauben stärken kann – mitten im Alltag und in den Herausforderungen unserer Zeit.

Der Heilige Geist im Alltag: Wie er uns begleitet

Wann und wie erfahren Christinnen und Christen den Heiligen Geist in ihrem Alltag? Überall dort, wo Menschen den Mut haben, sich zu Gott zu bekennen und ihrem christlichen Glauben auch Taten folgen zu lassen.

Gerade in Situationen, die ausweglos erscheinen oder vor schwierigen Verhandlungen wird um „Gottes guten Geist“ gebetet. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass letztlich doch eine Einigung und Verständigung möglich ist. Gottes Atem, Gottes Geist ist nach christlichem Verständnis immer, überall und vor allem auch überraschend in der Lage, Situationen oder Menschen zum Besseren zu verändern.

Dabei stellen sich grundlegende Fragen: Handelt Gott durch die Menschen? Oder handeln die Menschen „im Geiste Gottes“? Brauchen die Menschen Gott – oder braucht auch Gott die Menschen, um wirksam zu werden in der Welt? Dazu gibt es auch unter evangelischen Christinnen und Christen unterschiedliche Vorstellungen.

Aber sicher ist: Bei all diesen Wechselwirkungen zwischen Gott und den Menschen spielt der Heilige Geist eine entscheidende, verbindende Rolle. Er ist sozusagen die unmittelbarste Ausdrucksform Gottes in unserem Alltagsleben.

Beten zum Heiligen Geist

Gebete richten sich meistens vor allem an Gott oder Jesus Christus und nur selten an den Heiligen Geist.  Allerdings endet im evangelischen Gottesdienst das Kollektengebet oft mit einer trinitarischen Formel, zum Beispiel: „Dies bitten wir durch Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.“

Mitunter wird im Gebet aber auch der Heilige Geist direkt angesprochen – insbesondere dann, wenn Menschen während einer besonderen Herausforderung um Ermutigung und Bestärkung bitten. Auch in Momenten, in denen eine Verhaltensänderung bei sich selbst oder anderen erhofft wird, richtet sich das Gebet oft an den Geist Gottes.

Im Apostolischen Glaubensbekenntnis ist dem Heiligen Geist der letzte Abschnitt gewidmet. Auch im Glaubensbekenntnis von Nizäa und vielen anderen Glaubensbekenntnissen geht es in einem Passus um den Geist Gottes. Und immer wieder wird der Heilige Geist auch in Liedern direkt angesprochen. Das betrifft vor allem Lieder zum Pfingstfest („O Heilger Geist, kehr bei uns ein“, „Schmückt das Fest mit Maien“, „Wind kannst du nicht sehen“, „Atme in uns, Heiliger Geist“).

Taufe und Abendmahl: Der Heilige Geist in den Sakramenten

In den evangelischen Sakramenten Taufe und Abendmahl spielt der Heilige Geist eine zentrale Rolle. Die Taufe erfolgt im Namen des dreieinigen Gottes (Vater, Sohn und Heiliger Geist). Das Wasser als Symbol des Heiligen Geistes und der Erneuerung steht dabei für ein neues Leben als Kind Gottes.

Im Abendmahl stärkt der Geist Gottes nach evangelischem Verständnis die Gemeinschaft und den Glauben an Gottes Gegenwart in unserem Leben. Auch bei der Konfirmation wird der Heilige Geist als Stärkung des Glaubens verstanden – und als Hilfe, den Glauben im Alltag zu leben. Das geschieht als bewusste Erneuerung des Taufversprechens durch die Täuflinge.

Der Heilige Geist in der evangelischen Tradition: Martin Luther

Für den Reformator Martin Luther war klar, dass der Mensch nicht aus sich selbst heraus glauben kann. Vielmehr benötigt er den Heiligen Geist als Brückenbauer. In seiner Auslegung des Apostolischen Glaubensbekenntnisses schreibt Luther im dritten Artikel seines „Kleinen Katechismus“ : „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten.“

Für Luther ist der Glaube also kein menschliches Werk, sondern etwas, das durch das Wirken des Heiligen Geistes entsteht und erhalten bleibt.

Zusammenfassung: Der Heilige Geist als Kraft Gottes

Entscheidend ist: Der Heilige Geist existiert nach christlichem Verständnis nicht neben Gott. Vielmehr ist er Teil Gottes, also eine seiner Ausdrucksformen. Er steht für die Kraft Gottes, die

  • in uns Menschen wirkt,
  • unsere Herzen für Gottes Willen öffnet
  • und uns ermutigt , unseren Glauben im Alltag zu leben und zu zeigen.

Der Heilige Geist beschreibt also das, was Menschen als Trost, Hilfe und Stärkung ihres Glaubens erfahren – sei es in einem ermutigenden Gespräch, im stillen Gebet, im Miteinander in der Gemeinde oder in Momenten, in denen neue Hoffnung aufkeimt, wo zuvor nur Zweifel oder Mutlosigkeit waren.

  • sinnundsegen.de-Team