Wenn evangelische und katholische Kirche zusammenarbeiten, ist immer von Ökumene die Rede. Im Alltag zeigt sich das zum Beispiel beim ökumenischen Gottesdienst oder bei ökumenischen Trauungen. Doch Ökumene ist mehr. Woher das Wort kommt und wie Ökumene ganz konkret aussieht, erklären wir hier.
Ökumene: Definition und Wortherkunft aus dem Griechischen
Das Wort Ökumene stammt aus dem Griechischen und bedeutet „die bewohnte Erde“. Damit sind alle Christinnen und Christen gemeint, die auf der Erde leben. Da der Wortstamm von Ökumene aber auf das Wort wohnen zurückgeht, lässt sich hieraus viel mehr lesen. Es geht nicht darum, dass alle Christinnen und Christen nebeneinander her leben, sondern quasi zusammenwohnen. Zur Ökumene gehören daher auch Fragen nach Umweltschutz und wie Menschen aus vielen Regionen und Religionen friedlich und gerecht miteinander leben können.
Ziele der Ökumene: In der Ökumene findet Austausch mit anderen Christinnen und Christen statt
Wie in einer Wohngemeinschaft kommen dabei ganz unterschiedliche Menschen und Gruppen zusammen. Bei der Ökumene geht es nicht nur um den Austausch von Katholikinnen und Katholiken mit Protestantinnen und Protestanten. Die Evangelische Kirche im Rheinland pflegt zum Beispiel enge Kontakte zu orthodoxen Kirchen, evangelischen Freikirchen oder zu protestantischen Partnerkirchen im Ausland. Dabei möchten wir unseren Partnerinnen und Partnern nicht nur vermitteln, was für uns typisch evangelisch ist. Sondern wir haben das Ziel, im gegenseitigen Austausch zu verstehen, was wir bei allen Unterschieden gemeinsam haben, zum Beispiel im katholischen und evangelischen Glauben. Wir tauschen uns etwa darüber aus, wie wir gemeinsam Gottesdienste feiern können. Uns geht es darum, zu verstehen, dass die Unterschiede uns alle bereichern.
#kircheerklärt: Ökumene
Ökumenische Theologie
In der Regel bezeichnet ökumenische Theologie – also ökumenische Religionswissenschaft – heute die Forschung zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten christlicher Glaubensgemeinschaften. In den meisten Fällen wird heute allerdings eher ein Schwerpunkt auf die Gemeinsamkeiten und nicht so sehr auf die Unterschiede gelegt.
Ökumene: Herkunft und Ursprung
Von Ökumene war schon in der Alten Kirche – also in der Zeit von den ersten christlichen Gemeinden nach dem Tod von Jesus Christus bis zum Beginn des Mittelalters – ein Thema. So gab es zwischen 325 und 787 nach Christus sieben große ökumenische Versammlungen von Kirchenvertreterinnen und Kirchenvertretern. Allerdings führten die Beschlüsse dieser Versammlungen auch dazu, dass einige Kirchen ausgeschlossen wurden. Und das war eher das Gegenteil von Ökumene.
Ökumene: Entwicklungen seit der Reformation
Mit der Zeit entwickelten sich unterschiedliche Auffassungen von Ökumene. Die orthodoxe Kirche orientierte – und orientiert sich noch heute – weiter an Beschlüssen dieser sieben Versammlungen. Die katholische Kirche orientiert sich an den weiteren Versammlungen, den so genannten Konzilen. Seit der Reformation – also ab etwa 1517 – gab es aber unter protestantischen und orthodoxen Kirchenvertretern einen regen Austausch. Sie tauschten sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Glauben aus. Das gilt auch für Anhänger der Reformation, denn nicht alle Reformatoren vertraten exakt die gleiche Meinung wie Martin Luther. Und so tauschten auch sie sich im Sinne der Ökumene aus.
Ökumene heute
Mit der Industrialisierung und den damit verbundenen gesellschaftlichen Veränderungen mussten die Kirchen ihre Rolle neu definieren. Gleiches gilt auch für das 20. Jahrhundert, in dem Kirchen an Einfluss verloren. So ist die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen christlichen Kirchen an vielen Stellen einfach ein logischer Schritt.
Wie sich Ökumene bei Hochzeiten zeigt
Ökumene findet nicht nur unter Mitarbeitenden und Mitgliedern der Kirchen statt, sondern auch ganz konkret im Alltag. Wenn zum Beispiel ein Paar heiratet, bei dem eine Person evangelisch und die andere eine andere christliche Konfession hat, nennen wir das umgangssprachlich ökumenische Trauung. Denn streng genommen, kann in unserer Evangelischen Kirche im Rheinland eine Trauung entweder evangelisch oder katholisch sein. Im Gottesdienst wirken dann aber Geistliche beider Konfessionen mit und alle Angehörigen feiern gemeinsam und ökumenisch.