Einsamkeit, Trauer, das Gefühl von Leere und Wut – alles, was wir fühlen, gehört zum Wesen von uns Menschen. Gefühle begleiten uns und die Ereignisse in unserem Leben. Wenn wir fühlen, spüren wir, dass wir lebendig sind. Wir empfinden dabei angenehme Gefühle – Glück, Zufriedenheit, Liebe – und ebenso für uns unangenehme Gefühle.
Und dann gibt es die Gefühle, die unser Leben beherrschen und besonders belastend wirken: Wenn das Gefühl „Ich habe Angst“ uns lähmt. Wenn das Gefühl „Ich bin wütend“ uns kaum ein bewusstes Handeln ermöglicht. Oder wenn das Gefühl „Ich bin einsam“ uns jeden Lebensmut nimmt.
Solche starken Gefühle und Emotionen begleiten unser Leben bei Veränderungen, Umbrüchen oder Verlusten. Manchmal sind solche Krisen nur schwer alleine zu bewältigen. Dafür gibt es in unserer Evangelischen Kirche im Rheinland vielfache Hilfen: Unser professionelles Angebot reicht von der Beratung bei Lebensfragen und Sucht über die Erziehungsberatungsstellen bis hin zu Familienberatungen. Ebenso gibt es in den evangelischen Gemeinden entsprechende Ansprechpersonen für die Seelsorge und Beratung. Außerdem können immer auch die Pfarrerin oder der Pfarrer angesprochen werden. Sie unterliegen der Schweigepflicht und dem Beichtgeheimnis.
Bei überwältigenden Gefühlen von Schuld und Scham helfen ebenso unsere ausgebildeten Seelsorgerinnen und Seelsorger. Auch die Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge sind eine Anlaufstelle bei Krisen. Und ob es Gefühle wie „Ich bin traurig“ oder „Ich fühle mich leer“ sind: Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen hören zu, stehen ihrem Gegenüber zur Seite und wirken unterstützend.
Unsere Beratungen bieten Hilfen in toxischen Beziehungen, Hilfe bei häuslicher Gewalt und Hilfe bei sexuellem Missbrauch. Die Beraterinnen und Berater sind an der Seite der Hilfesuchenden. Sie helfen ihnen in einem geschützten Rahmen, in dem nichts bewertet und weitergesagt wird. Dabei können Hilfesuchende ihre Gedanken sortieren, Perspektiven erkennen und neue Wege finden. Die evangelische Beratung steht allen Menschen offen – unabhängig von Alter, Konfession oder Glauben.
Wir sind da – Kontaktmöglichkeiten für Hilfe und Unterstützung gibt es auf der Seite der evangelischen Beratungsstellen im Rheinland .
Das Gefühl „Ich habe Angst“: Hilfe bei Angstgefühlen
Pandemie, Kriege, Inflation und Klimawandel: Unsere Welt erscheint unsicher. Bei vielen Menschen rufen die aktuellen Ereignisse die Reaktion „Ich habe Angst“ hervor. Denn Veränderungen in der Umwelt und in der Gesellschaft können beängstigen.
Daneben gibt es für die Angst auch ganz individuelle Ursachen: Dann rufen Stress bei der Arbeit, Krankheiten oder unglückliche Beziehungen die Angst hervor. Auch die täglichen Anforderungen von Familie und Beruf sowie ganz neue Herausforderungen können Ängste wecken.
Ebenso können der Verlust von Arbeit oder Beziehung sowie ein Umzug zu Ängsten führen. Ob es die Angst vor dem Partner, den Eltern oder anderen Menschen im Umfeld ist oder Angst vor veränderten Lebensumständen, Umwelteinflüssen oder Krisen in der Welt: Menschen, die Angst fühlen, sollten immer Schutz und Unterstützung bekommen.
Das Gefühl „Ich habe Angst“ ruft vielfach körperliche Reaktionen hervor. Dabei gehört die Angst eigentlich zur menschlichen Existenz: Sie warnt und ist eine gesunde Reaktion auf Gefahr. Bei Angst bereitet sich der Körper auf Flucht oder Kampf vor. Und das kann sich durch Herzrasen, Muskelzittern und schnelle Atmung äußern.
Wenn sich die Angst jedoch verselbständigt, macht sich der Gedanke breit: „Ich habe ständig Angst, dass etwas Schlimmes passiert.“ Wenn solch eine Angst das Leben eines Menschen bestimmt, macht sie unfrei. Dann verengt Angst den Blick, schnürt den Magen zu und raubt einem alle Handlungsmöglichkeiten.
Wer einen Weg aus dieser Angst sucht, findet Hilfe bei der evangelischen Beratung und Seelsorge. Dort bieten wir qualifizierte und empathische Zuhörerinnen und Zuhörer. Unsere ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nehmen die Ängste der Menschen ernst. Sie werten nicht und begleiten durch die Angst. Als Evangelische Kirche im Rheinland geben wir dabei vor allem unsere Hoffnung weiter: Wir glauben, dass Jesus Christus den Tod und damit auch die Angst besiegt hat.
Wir sind da – Informationen und Kontaktmöglichkeiten für Hilfe und Unterstützung:
Blog: Präses Dr. Thorsten Latzel über Angst
Kampagne: Gemeinsam gegen Angst
Das Gefühl „Ich bin traurig“: Hilfe bei Trauer
Eine Beziehung zerbricht, eine Krankheit beschränkt uns, die Nachbarn laden uns nicht zum Geburtstag ein: Bei vielen Menschen ruft dies das Gefühl „Ich bin traurig“ hervor. Denn Trauer ist die Reaktion auf einen Verlust, auf Ablehnung und Enttäuschung.
Trauer äußert sich bei jedem Menschen anders: Manche Menschen ziehen sich zurück, andere klagen und weinen laut. Oft taucht das Gefühl „Ich bin traurig“ ganz unvermittelt mitten im Alltag auf.
Hilfe bei Einsamkeit: Ansprechpersonen und Beratungsangebote
Die Traurigkeit ist eine eigentlich gesunde Antwort auf Verlust und Enttäuschung. Sie soll helfen, dass Erlebte zu verarbeiten. Dabei steht unsere evangelische Beratung den Menschen zur Seite. Dazu gibt es bei uns unter anderem ausgebildete Trauerbegleiter und Trauerbegleiterinnen. Sie hören zu, halten Weinen und Wut aus und helfen somit, einen Verlust zu akzeptieren. Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem Neuanfang.
Wer traurig ist, sollte keinen falschen Trost akzeptieren. „Das wird schon wieder“, „Die Zeit heilt alle Wunden“ oder „Reiß dich zusammen“: Das alles sind übergriffige Ratschläge und damit gehen Menschen nicht auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen ein. Solche falschen Ratschläge bewirken meist nur, dass es dem Gegenüber noch schlechter geht. Wer es aus eigener Kraft nicht schafft, die Traurigkeit zu überwinden, findet bei uns kompetente Ansprechpersonen.
Wir sind da – Kontaktmöglichkeiten für Hilfe und Unterstützung:
Online-, Chat- und E-Mail-Seelsorge
Das Gefühl „Ich fühle mich leer“: Hilfe bei Leere
Überforderung, hohe Erwartungen an sich selbst und dann noch die Ansprüche der anderen: Das alles kann schnell in das Gefühl münden: „Ich fühle mich leer“. Das macht müde, während alle Menschen um einen herum leistungsfähiger und erfolgreicher erscheinen.
Manchmal hinterlassen zerbrochene Beziehungen, sexueller Missbrauch oder häusliche Gewalt eine große Leere. Hier sind falsche Ratschläge fehl am Platz. „Geh mal an die frische Luft“, „Mach Sport und ernähr dich gesund“ sind alles andere als hilfreiche Tipps. Wer nichts mehr empfindet und alles sinnlos findet, braucht vielmehr qualifizierte Ansprechpersonen.
Ob Telefonseelsorge, Chat oder Beratungsstelle: Unsere qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hören vorbehaltlos zu. Sie helfen dabei, einen Blick von außen auf das eigene Leben zu werfen. Dabei wird oft ein Lösungsansatz gefunden, der Hoffnung macht.
Wenn das Gefühl „Ich fühle mich leer“ in eine Depression mündet, ist auch medizinische Hilfe nötig. In diesen Fällen arbeiten evangelische Seelsorge und Beratung eng mit Kliniken sowie Ärztinnen und Ärzten zusammen.
Wir sind da – Evangelische Kliniken bieten Hilfe und Unterstützung:
Evangelisches Krankenhaus Bergisch Gladbach
Rhein-Klinik Evangelisches Johanneswerk
Klinik für Psychiatrie Stiftung Tannenhof
Evangelische Kliniken Essen-Mitte
Johanniter-Krankenhaus Oberhausen
Das Gefühl „Ich bin einsam“: Hilfe bei Einsamkeit
Manchmal sind Menschen gerne alleine. Wenn das Alleinsein jedoch nicht frei gewählt ist, taucht das Gefühl auf: „Ich bin einsam.“ Einsamkeit entsteht, wenn Freundschaften zerbrechen, der Ruhestand eingetreten ist oder Partnerin oder Partner sterben. Auch nach einem Umzug oder mit fortschreitendem Alter erleben viele Menschen: „Ich bin alleine und traurig.“
Steigende Mobilität im Arbeitsleben, die demografische Entwicklung und der Wegfall familiärer Strukturen sind ein Grund für vermehrte Einsamkeit. Die eigene Einsamkeit ohne Scham wahrzunehmen, ist ein guter erster Schritt. Niemand braucht sich schuldig fühlen, weil er einsam ist. Denn fast jeder Mensch empfindet mal in seinem Leben: „Ich bin einsam und traurig.“ So ergeht es Seniorinnen und Senioren, die kaum noch Kontakte haben. Und die meist auch nicht mehr mobil sind und daher notgedrungen alleine zu Hause bleiben.
Auch junge Menschen erleben das Gefühl, einsam und alleine zu sein. Selbst dann, wenn sie inmitten anderer Menschen leben und arbeiten. Menschen können eben auch gemeinsam einsam sein. Dann vertreibt eine Beziehung nicht die Einsamkeit, sondern vertieft sie nur. Das geschieht, wenn Menschen sich an andere hängen, um die eigene Einsamkeit nicht zu spüren.
Hilfe bei Einsamkeit: Beratungsangebote
Ein erster Ausweg aus der Einsamkeit kann ein Anruf bei der Telefonseelsorge sein. Auch Pfarrerinnen, Pfarrer und Mitarbeitende unserer Kirchengemeinden können weiterhelfen: Sie haben ein offenes Ohr und vermitteln Kontakte zu Gruppen und Treffs in der Nähe. Vielleicht kann ebenso ein Ehrenamt in einer unserer Kirchengemeinden ein Weg aus der Einsamkeit sein.
Eine Grundaussage unseres christlichen Glaubens ist, dass wir nie alleine sind. Denn Gott hat uns versprochen, dass er immer bei uns ist. Daher sind wir überzeugt, dass auch Beten ein gutes Mittel gegen die Einsamkeit ist. Das Gebet als Gespräch mit Gott ist jederzeit alleine zu Hause möglich. Gerne laden unsere Gemeinden aber auch zum gemeinsamen Beten ein.
Wo finde ich Hilfe bei Einsamkeit? Beratungsangebote und Ansprechpersonen
Video: Wie Seelsorge einsamen Menschen hilft
Sieben Tipps gegen Einsamkeit an Weihnachten
Das Gefühl „Ich bin wütend“: Hilfe bei Wut
Die eigenen Grenzen werden von anderen übertreten, die Bedürfnisse missachtet, die Gefühle verletzt. Das alles kann zu dem Gefühl führen: „Ich bin wütend.“ Gleichzeitig stellen sich viele die Frage: „Warum bin ich wütend?“ Wut und Ärger helfen dabei, uns selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Zorn und Empörung schützen uns. Sie sorgen dafür, dass wir gut für uns selbst sorgen.
Wut hilft auch, die eigenen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Sie hilft, die Selbstachtung zu bewahren. Etwa dann, wenn klar wird: Ich wurde betrogen, mir wurde etwas weggenommen.
Für die Wut soll sich niemand schämen. Auch wenn das Gefühl „Ich bin wütend“ von unserer Umgebung nicht immer toleriert wird: Es ist wichtig, die eigene Wut wahrzunehmen und zuzulassen.
Bei unserer evangelischen Seelsorge und Beratung bieten wir bei Bedarf entsprechende Hilfe. Etwa dann, wenn die Wut unbeherrschbar wird. Oder wenn in der Wut die eigene oder eine andere Person verletzt werden. Es gibt Hilfe, wenn die Wut in Gewalt mündet. Oder wenn schon vorsichtige Kritik eine zornige, narzisstische Wut hervorruft.
Gerade bei jungen Menschen gehen unsere Erziehungsberatungsstellen und Jugendhilfe-Dienste den Ursachen von Aggressionen auf den Grund. Für Jugendliche sowie für Erwachsene gibt es zudem entsprechende Gruppen und Workshops , in denen geübt wird, die Wut zu kanalisieren.
Manchmal hilft es, in der Wut über die Wut zu sprechen. Dann ist beispielsweise ein Anruf bei der Telefonseelsorge gut möglich. In vielen Gruppen und Treffs unserer Kirchengemeinden kann zudem offen über die eigene Wut und Aggression gesprochen werden.
Das Gefühl „Ich schäme mich“: Hilfe bei Scham
Das Gesicht verlieren, in den Boden versinken und sich bis auf die Knochen blamieren. Es gibt viele Bilder, die das Gefühl „Ich schäme mich über mich selbst“ beschreiben. Wer sich schämt, fühlt sich klein und minderwertig. Ein Mensch, der sich schämt, empfindet den schmerzhaften Verlust von Ansehen und Würde. Er hat das Gefühl, soziale Regeln zu verletzen und daher aus der Gemeinschaft verstoßen zu werden.
Beschämung entsteht auch, wenn andere uns bloßstellen, abwerten, ausgrenzen und erniedrigen. Scham erscheint ebenso, wenn wir meinen, unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden. Begleitet wird das Gefühl der Scham – „Ich schäme mich“ – meist von Erröten, Schwitzen, Schwindel und Herzrasen.
Doch die Scham ist auch ein Schutz: Sie verteidigt unsere Grenzen, sie weist auf Missbrauch und Übergriffe hin. Für ihre Gefühle sollten sich daher vor allem Opfer von Gewalt und Missbrauch nicht schämen. Professionelle Hilfe finden die Opfer von Gewalt und Missbrauch in unseren Beratungsstellen.
Wir glauben, dass jeder Mensch vor Gott wertvoll ist. Niemand braucht sich daher klein und minderwertig fühlen. Darüber sprechen unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger vor Ort in der Gemeinde gerne mit den Menschen. Auch in den evangelischen Gruppen und Treffs ist ein Austausch über das eigene Selbstwertgefühl möglich.
Das Gefühl „Ich fühle mich schuldig“: Hilfe bei Schuldgefühlen
In unserem Leben empfinden wir öfter das Gefühl von Schuld: Doch was ist Schuld? Schuld ist die Reaktion auf das Wissen: „Ich habe jemanden verletzt, ich habe jemandem geschadet.“ Ein Mensch, der sich schuldig fühlt, weiß, dass er etwas falsch gemacht hat. Denn dann macht sich das schlechte Gewissen bemerkbar.
Schuld kann eine Last sein. Als Evangelische Kirche im Rheinland helfen wir, sie zu tragen. Dafür stehen vor Ort unsere Pfarrerinnen und Pfarrer und andere ausgebildete Seelsorgerinnen und Seelsorger zur Verfügung. Über die Schuld sprechen wir mit Menschen ebenso in unseren Beratungsstellen. Straffällig gewordenen Menschen bieten wir die Gefängnisseelsorge an.
Wer empfindet: „Ich fühle mich schuldig“, zeigt gleichzeitig Empathie und Mitgefühl mit seinem Gegenüber. Das Gefühl der Schuld motiviert dann oft dazu, den Schaden zu beheben und wiedergutzumachen. Denn der Mensch lernt eben auch aus seinen Fehlern. Eine Entschuldigung und anschließende Vergebung der Schuld können das Gefühl der Schuld mindern.
Darüber sprechen unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger gerne mit Menschen, die sich schuldig fühlen. Denn lang anhaltende Selbstvorwürfe können auch krank machen. Vor allem unberechtigte und dauerhafte Schuldgefühle sollte kein Mensch alleine ertragen. Unsere evangelischen Beraterinnen und Berater gehen diesen Schuldgefühlen daher gemeinsam mit den Menschen auf den Grund.