Was ist evangelisch?

Was ist evangelisch? Diese Frage wird immer wieder in Suchmaschinen eingetippt oder begegnet uns in Kommentarspalten auf Social-Media-Kanälen. Glaube ist eine sehr persönliche Angelegenheit und deshalb gibt es viele ganz individuelle Antworten auf diese Frage. Dennoch gibt es Gemeinsamkeiten im Glauben, auf die sich evangelische Christinnen und Christen verständigen können. Diese Grundsätze des evangelischen Glaubens haben wir hier zusammengefasst.

Evangelischer Glaube kurz erklärt

Im Zentrum des evangelischen Glaubens steht in der Evangelischen Kirche im Rheinland der Grundsatz: Gott liebt uns als Menschen – ganz egal, wer wir sind, woher wir kommen, wie fleißig wir sind oder wen wir lieben. Dieser Grundsatz gilt für so ziemlich alle Christinnen und Christen – egal, welcher Konfession sie angehören. Eine Konfession ist verkürzt gesagt eine Untergruppe einer bestimmten Religion. So sind zum Beispiel Protestanten und Protestantinnen wie Katholikinnen und Katholiken Christen, gehören aber unterschiedlichen Konfessionen an. Protestant beziehungsweise Protestantin ist eine andere Bezeichnung für eine Person, die evangelisch ist.

Was bedeutet das Wort evangelisch?

Das Wort evangelisch bedeutet, dass sich etwas auf das Evangelium bezieht. Das Evangelium ist für Christinnen und Christen die „Frohe Botschaft“, die Gott zu den Menschen gebracht hat. Diese Botschaft ist in der Bibel in den so genannten vier Evangelien enthalten. Sie berichten vom Leben, Tod und der Auferstehung von Jesus Christus. Die vier Evangelien sind vier Abschnitte in der Bibel, die die Namen von vier Verfassern tragen: Evangelium nach Matthäus , Evangelium nach Markus , Evangelium nach Lukas und Evangelium nach Johannes .

Was glauben evangelische Christen?

Evangelische Christinnen und Christen glauben an die Lehren der Reformation, wie sie Martin Luther und weitere Reformatoren verbreitet haben. Die Reformation ist kurz gesagt eine Erneuerungsbewegung innerhalb der Kirche im 16. Jahrhundert. Durch die Reformation entstand die evangelische Kirche. Der Reformator Luther hat dabei im Wesentlichen vier Grundsätze verfasst:

  • Nur durch den Glauben ist der Mensch gerechtfertigt, nicht durch sein Handeln oder seine Leistung.
  • Der Mensch wird nur durch die Gnade Gottes errettet. Sein eigenes Handeln hat keinen Einfluss darauf, ob es ein Leben nach dem Tod oder eine Vergebung von Sünden gibt.
  • Nur Jesus Christus hat die Autorität über Gläubige – nicht die Kirche oder andere Organisationen.
  • Nur die Bibel ist Grundlage für den evangelischen Glauben, nicht die Traditionen der Kirche.

Was ebenfalls typisch evangelisch ist, haben wir hier zusammengefasst.

Was ist der Unterschied zwischen evangelischem und katholischem Glauben?

Der Antwort auf die Frage „Was ist evangelisch?“, kann man sich mit einer weiteren Frage nähern: „Was unterscheidet den evangelischen vom katholischen Glauben?“ Am deutlichsten wird der Unterschied zwischen beiden Konfessionen bei den so genannten Sakramenten. Sakramente sind traditionelle Handlungen, die Menschen die Gnade Gottes anschaulich übermitteln sollen. Evangelische Sakramente sind die Taufe und das Abendmahl. Katholische und evangelische Kirche unterscheiden sich aber auch darin, wer an der Spitze der Kirche steht und welches Geschlecht Geistliche haben dürfen. So versteht sich die Evangelische Kirche im Rheinland zum Beispiel als „Kirche von unten“, in der die Gemeinden vieles selbst bestimmen und selbstverständlich auch Frauen Pfarrerin werden können. In der katholischen Kirche hingegen steht der Papst an der Spitze und auch die Bischöfe haben eine große Macht.

Erfahren Sie hier alles zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen evangelischem und katholischem Glauben.

Welche Geschichte hat die Evangelische Kirche im Rheinland?

Die Ursprünge der Evangelischen Kirche im Rheinland gehen auf die Ideen von Martin Luther zurück. Luther (1483-1546) hat versucht, die bestehende Kirche zu reformieren, das heißt zu erneuern. Deshalb wird er auch als Reformator bezeichnet. Statt eines Umbaus der Kirche hat die Bewegung der Reformation aber zu einer Trennung in katholische und evangelische Kirche geführt.

Martin Luther war mit seiner Idee der Reformation nicht alleine. Prominente Reformatoren wie Huldrych Zwingli, Johannes Calvin oder auch Martin Bucer setzten sich für die Neuordnung der Kirche ein. Einige von ihnen hatten auch Verbindungen in das Gebiet, das heute die Evangelische Kirche im Rheinland umfasst. Eine Übersicht über Reformatoren, die auch im Rheinland gewirkt haben, gibt es hier .

Das Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland hat allerdings nichts mit den Ideen von Martin Luther zu tun. Dieser Zuschnitt hat politische Gründe. So orientiert sich das Kirchengebiet an der ehemaligen preußischen Rheinprovinz . Eine ausführlichere Darstellung der Geschichte der Evangelischen Kirche im Rheinland gibt es hier.

Was ist typisch evangelisch?

Als typisch evangelisch sehen wir eine Kirche, in der jede und jeder mitbestimmen kann. Das bringt direkte und ausführliche Diskussionen mit sich. Aber das sind wir im Rheinland gewohnt und das ist auch so gewollt. Grundlage des Glaubens sind für evangelische Christinnen und Christen die Bibel und ihre Botschaft. Darin finden sich Glaubensgrundsätze, an denen wir uns orientieren. Dazu zählen die Grundsätze der Reformation.

Was wir sonst noch als typisch evangelisch empfinden, gibt es hier nachzulesen.

Welche Verbindungen hat die Evangelische Kirche im Rheinland zu anderen christlichen Glaubensrichtungen?

Die Zusammenarbeit mit anderen christlichen Glaubensgemeinschaften wird in der evangelischen Kirche im Rheinland unter dem Stichwort Ökumene zusammengefasst. Das Wort Ökumene geht auf die griechische Bezeichnung für „die bewohnte Erde“ zurück. Die Zusammenarbeit mit anderen christlichen Gruppen oder Religionsgemeinschaften mit anderen Wurzeln hat dabei ganz unterschiedliche Formen. Wir feiern gemeinsam Gottesdienste, ökumenische Taufen und Hochzeiten oder diskutieren über Glaubensgrundsätze.

Ausführliche Informationen zur Ökumene haben wir hier zusammengefasst.

  • Red.
  • EKiR/Hans-Jürgen Bauer

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