Essen und Trinken spielen im Christentum eine wichtige Rolle, denn sie halten Leib und Seele zusammen. Dabei gibt es im Bezug auf Essen und Trinken grundsätzlich keine Vorschriften oder strikten Speiseregeln. Wichtig ist vielmehr, dass Speisen und Getränke unseren Körper stärken und unserer Seele guttun. Viele Christinnen und Christen genießen ihre Speisen und Getränke mit Dankbarkeit und Gebet, häufig auch in Gemeinschaft, um Verbundenheit zu stärken.
Daher danken wir Gott mit Gebeten vor dem Essen für unsere Mahlzeiten und genießen das Essen auch gerne in guter Gemeinschaft mit anderen Menschen. In diesem Artikel erfährst du alles über Essen und Trinken im christlichen Glauben, welche Bedeutung das Fasten im Christentum hat, welche Traditionen es gibt und welche symbolische Rolle Brot und Wein in der Bibel spielen. Und du kannst auch entdecken Sie auch, warum viele Christinnen und Christen vor dem Essen beten und welche Traditionen es rund um das evangelische Abendmahl gibt.
2. Brot und Wein: Zentrale Symbole im Christentum
3. Fasten im Christentum: Bedeutung und Geschichte der Fastenzeit
4. Speisevorschriften und Ernährung im Christentum
5. Alkohol im Christentum
6. Das Gebet vor dem Essen im Christentum
Die Bedeutung von Essen und Trinken im Christentum
Essen und Trinken halten nicht nur Leib und Seele zusammen, wie es in einer Redewendung heißt. Sie retten uns auch vor Hungertod und Verdursten. Daher spielt die Nahrung auch für die Menschen in der Bibel eine wichtige Rolle. An vielen Bibelstellen sind Essen und Trinken zentrale Themen, werden im Zusammenhang mit Ackerbau und Ernten oder Hungerzeiten und Festmahle beschrieben.
Auch für das Essen in der Fastenzeit gibt es im evangelischen Christentum keine konkreten Speisevorschriften. Die Frage „Was dürfen Christinnen und Christen essen?“ stellt sich in unserer Evangelischen Kirche im Rheinland nicht. Wer möchte, kann aber beispielsweise beim Fasten das eigene Ess- und Trinkverhalten bewusst überdenken. So etwa bei der evangelischen . Das ist jedoch immer freiwillig. Über Mahlzeiten und Lebensmittel wird in der Bibel immer wieder geschrieben. Weil die Nahrung unser Leben erhält, wird sie dabei oft als Bild für Gottes Größe und Liebe verwendet. Dabei spielen vor allem die Lebensmittel „Brot“ und „Wein“ eine zentrale Rolle.
Evangelisch essen: Nahrung als Zeugnis für Gottes Größe
In der Bibel werden viele Lebensmittel als Bild für Gottes Liebe und Größe verwendet: Im Neuen Testament beschreibt sich Jesus Christus zum Beispiel als „Brot des Lebens“ :
„Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ (Johannes 6 )
Diese Aussage verdeutlicht, dass Christus für die geistliche Nahrung sorgt, die Menschen innerlich stärkt und erfüllt, sodass sie spirituell weder Hunger noch Durst verspüren. Gottes Wort wird an einer anderen Stelle eine „vernünftige Milch , auf die Neugeborene begierig sind“ genannt:
„…und seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, auf dass ihr durch sie wachset zum Heil….“ (1. Petrus 2 ) Das den Menschen versprochene Himmelreich wird veranschaulicht mit Senfkorn und Sauerteig: Erst unscheinbar, wachsen beide zu etwas Großem heran.
Eine andere, sehr bekannte biblische Geschichte über das Essen ist die „Speisung der Tausenden“. Sie wird im Neuen Testament von alle vier Autoren der Evangelien erzählt: von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Hier bekommt Jesus Christus tausende Menschen mit nur einigen Broten und Fischen satt. Das bekannte Wunder Jesu ist damit ein Zeichen für Gottes Größe und sein grenzenloses Sorgen für die Menschen.
Evangelisch essen: Mahlzeit in guter Gemeinschaft
Jesus Christus hat oft mit vielen Menschen gemeinsam an einem Tisch gegessen. Essen in Gemeinschaft und damit eine große Nähe zu den Menschen waren ihm wichtig. Dabei gab es für ihn keine Standesunterschiede oder gar Ausgrenzungen: Jesus Christus speiste mit den Armen sowie mit benachteiligten und diskriminierten Menschen. Damit machte er deutlich: Gottes Liebe ist grenzenlos, er liebt alle Menschen gleichermaßen.
Brot und Wein: Zentrale Symbole im Christentum
Ein wichtiges religiöses und gesellschaftliches Ereignis war zu Lebzeiten von Jesus Christus das Passahmahl. Menschen jüdischen Glaubens feiern dieses Fest bis heute. Dabei wird an den Auszug des Volkes Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten im Jahr 1400 vor Christus erinnert. In Erinnerung an diesen Gedenktag wird ungesäuertes Brot gegessen: Denn für das Ansetzen des Sauerteigs blieb damals bei der Flucht aus Ägypten keine Zeit.
Brot und Wein in der Bibel haben eine tiefe symbolische Bedeutung in der christlichen Lehre. Das Brot steht im Christentum als Symbol des Lebens und der Gemeinschaft mit Christus und untereinander. Wein symbolisiert hingegen das Blut Christi, wie es Jesus selbst in den Einsetzungsworten zum Abendmahl sagt.
Das evangelische Abendmahl hat seinen Ursprung im letzten Abendmahl von Jesu Christus mit seinen Jüngern. Dabei stehen Brot und Wein für den Leib und das Blut Christi und erinnern an sein Leiden, Jesu Tod und Kreuzigung und Jesu Auferstehung. Diese Tradition fördert besonders in evangelischen Kirchen die spirituelle Gemeinschaft der Gläubigen mit Christus und miteinander.
Evangelisches Abendmahl: Gemeinschaft mit Menschen und Gott
Jesus Christus feierte das Passah-Festmahl mit seinen Jüngern kurz vor seinem Tod. Im Christentum wird dies das „letzte Abendmahl“ genannt. Bei diesem Essen gab Jesus Christus dem gemeinschaftlichen Teilen von Brot und Wein eine neue Bedeutung: Jesus verglich das Brot mit seinem Körper, den Wein mit seinem Blut. Für dieses Bild zog er zwei wichtige Lebensmittel heran: und erfüllen grundlegende Bedürfnisse nach Sättigung und Genuss.
Beim Schmecken, Sehen, Hören und Beten erleben Christen und Christinnen dies beim evangelischen Abendmahl: Mit allen Sinnen erinnern sie sich an Jesus Christus, seinen Tod und seine Auferstehung. Beim Abendmahl spüren die Teilnehmenden dabei Gottes Nähe und die Gemeinschaft untereinander, denn Jesus Christus ist gegenwärtig.
Fasten im Christentum: Bedeutung und Geschichte der Fastenzeit
Das Fasten ist in der evangelischen Kirche kein Muss, sondern freiwillig. Im Mittelalter glaubten viele Menschen, dass Fasten die Chancen auf ewiges Leben nach dem Tod erhöht. Der Reformator Martin Luther lehnte diese Logik aber ab. Vielmehr war er der Überzeugung, dass man sich nicht durch Fasten oder andere gute Taten Gottes Liebe oder den Himmel „verdienen“ kann. Nur der Glaube an Jesus zähle, so Luther.
Der Reformator Huldrych Zwingli war sogar an einem öffentlichen Protest gegen das kirchliche Fastengebot beteiligt: dem Zürcher Wurstessen. Es fand 1522 in Zürich statt. Obwohl es in der Fastenzeit verboten war, Fleisch zu essen, aßen einige Männer öffentlich Würste. Sie wollten damit deutlich machen: wir entscheiden selbst, ob wir fasten oder nicht. Auch wenn der Reformator Huldrych Zwingli selbst keine Wurst aß, verteidigte er die Aktion. Er betonte, dass das Fasten freiwillig sein sollte. Wichtig sei nicht das Essen, sondern der Glaube an Gott.
Der zeitweise Verzicht auf bestimmte Lebensmittel wird bereits im Alten Testament der Bibel beschrieben. Das Fasten ist dabei meist ein Ausdruck der Trauer oder Reue.
Manche Traditionen aus der Hebräischen Bibel werden bis heute fortgeführt: So fasten zum Beispiel Menschen jüdischen Glaubens rund um ihren Festtag Jom Kippur. Der Verzicht auf Nahrung ist dabei ein Zeichen dafür, dass man sich ganz auf das Gebet, Nachdenken und die Beziehung zu Gott konzentrieren möchte – also nicht abgelenkt ist durch körperliche Bedürfnisse.
Die ersten Christinnen und Christen verzichteten als Zeichen der Buße, Reue und Trauer: Es gab fleischlose Tage, an denen an Jesus Christus, sein Wirken und seinen Tod gedacht wurde. Die Passionszeit vor Osten ist bis heute die längste Fastenzeit im Christentum.
Evangelisch fasten: ohne Verbote und mit Eigenverantwortung
In der Reformation änderte sich die Einstellung zum Fasten: Der Verzicht ist seitdem kein Mittel mehr, um Vergebung oder Gottes Wohlwollen zu erhalten. Denn als evangelische Christinnen und Christen glauben wir, dass Menschen alleine durch ihren Glauben von Gott gerettet werden.
In der Evangelischen Kirche im Rheinland begleiten wir die Menschen aber gerne, wenn sie in der Passionszeit ihren Lebensstil bewusst überdenken möchten. Die evangelische Fastenaktion „7 Wochen ohne“ bietet zum Beispiel viele Impulse für den eigenverantwortlichen Umgang mit der Ernährung. Zudem gibt es in den Kirchengemeinden vor Ort viele Treffen, Andachten und gemeinsame Fastenaktionen.
Beim Fasten im evangelischen Christentum gibt es keine vorgeschriebenen Einschränkungen. Das Fasten beruht in der evangelischen Kirche im Wesentlichen auf der eigenen Verantwortung: Menschen reduzieren ihr Konsumverhalten. Sie erkennen, was ihnen schadet. Sie ändern ihr Verhalten, um auch anderen nicht zu schaden. Einen Verzicht auf Wasser, wie er etwa im muslimischen Fastenmonat Ramadan durchgeführt wird, gibt es im Christentum nicht.
Speisevorschriften und Ernährung im Christentum
Im Christentum gibt es grundsätzlich keine universell verbindlichen Speisevorschriften, wie sie etwa in anderen Religionen vorkommen. Christinnen und Christen sind in ihrer Ernährung weitgehend frei, doch diese Freiheit ist mit einer Verantwortung gegenüber dem eigenen Körper und der Schöpfung verbunden. Essen und Trinken sollten im christlichen Verständnis dem Wohlbefinden dienen und nicht schädlich sein.
In unserer Evangelischen Kirche im Rheinland gibt es generell keine Verbote etwa von Alkohol, Fleisch oder Süßigkeiten. Speisen und Getränke sollen uns aber auch nicht schaden. Daher ist es uns wichtig, verantwortungsbewusst mit Nahrung umzugehen. Denn unser Körper wird zum Beispiel im Neuen Testament der Bibel als Tempel bezeichnet, den es reinzuhalten gilt.
Für uns bedeutet die Ernährung im Christentum darum: Ein übermäßiger Konsum, der süchtig oder krank macht, ist nicht empfehlenswert. Mit vielen Angeboten hilft die evangelische Kirche daher Menschen, die unter Sucht oder Essstörungen leiden. Dies geschieht etwa durch die Organisation „Blaues Kreuz“ oder in Beratungsstellen und Kliniken auf dem Gebiet unserer Evangelischen Kirche im Rheinland, die vielfältige Beratung und Hilfsangebote vorhalten.
Neben unserem Körper wollen wir ebenso Gottes Schöpfung bewahren. Daher achten evangelische Christinnen und Christen auf Umwelt und Klima: Der Anbau von Nahrung, die Haltung von Tieren, das Verarbeiten und Konsumieren von Lebensmitteln sollte möglichst nachhaltig und verantwortungsbewusst geschehen.
Christlich essen am Karfreitag: Meistens gibt es Fisch
Auch wenn es in unserer Evangelischen Kirche im Rheinland kein Verbot von Fleisch gibt: Einige evangelische Christinnen und Christen essen freitags Fisch – vor allem am Karfreitag. Und sogar in Kantinen weltlicher Unternehmen und Organisationen kommt oft freitags der Fisch auf den Tisch. Weil er kein Säugetier ist, galt der Fisch dabei immer schon als alternatives Nahrungsmittel.
Der Fisch wurde sogar zum geheimen Erkennungszeichen der ersten und von Verfolgung bedrohten Christinnen und Christen: „Ichthys“ ist das griechische Wort für Fisch. Es steht mit seinen Buchstaben für „Jesus Christus, Gottes Sohn und Erlöser“. Der Verzicht auf Fleisch wurde schon im frühen Christentum praktiziert. Dabei essen sie dann vor allem während der Passionszeit kein Fleisch.
Es gibt aber noch einen zweiten Aspekt in der Bibel mit Blick auf den Verzicht von Fleisch: In der Zeit der ersten Christinnen und Christen wurde in vielen Städten Fleisch von Tieren verkauft, die vorher in Tempeln Gottheiten geopfert wurden. Dieses Fleisch war für Christinnen und Christen ein Problem. Viele von ihnen wollten dieses Fleisch nicht essen. Damit wollten sie zeigen, dass sie nur an den einen, wahren Gott glauben und sich von den heidnischen Bräuchen abgrenzen.
Der Verzicht auf Fleisch in der Fastenzeit und an Karfreitag ist nicht nur in der evangelischen Kirche freiwillig. Auch die katholische Kirche schreibt ihn nicht mehr vor, sondern ermutigt eher zu einer bewussten Ernährung und Fasten.
Auch wenn viele Christinnen und Christen etwa an Karfreitag keinen Fisch essen, gibt es ansonsten keine klassischen christlichen Gerichte für Feiertage. So gibt es keine traditionellen Speisen, die Christinnen und Christen an Weihnachten, Ostern oder anderen kirchlichen Feiertagen essen. Wenn überhaupt, gibt es regionale Traditionen. Einige Familien haben vielmehr familieninterne Traditionen für das Essen an Feiertagen. So kochen viele Familien beispielsweise an Weihnachten immer das gleiche Gericht.
Alkohol im Christentum
Im christlichen Glauben – insbesondere in evangelischer Tradition – ist Alkohol nicht grundsätzlich verboten. Alkohol ist somit auch in unserer Evangelischen Kirche im Rheinland nicht verboten. Im Gegenteil: Vor allem der Wein spielt in der christlichen Tradition eine zentrale Rolle. Der Wein ist für uns ein Sinnbild für das Blut Jesus Christus: Beim evangelischen Abendmahl trinken die Teilnehmenden den Wein oder aber oft auch Traubensaft im Gedenken an das Leben, Tod und von Jesus Christus.
Ein maßvoller und verantwortungsbewusster Umgang mit Alkohol ist im evangelischen Christentum jedoch ebenso wichtig. Daher bieten wir in der Evangelischen Kirche im Rheinland zahlreiche kirchliche Hilfsangebote bei Suchterkrankungen an. In vielen evangelischen Kirchengemeinden gibt es zudem ein „alkoholfreies Abendmahl“ mit Traubensaft.
Alkohol im Christentum: Symbol für eine lebendige Verbindung zu Gott
Der Wein wurde an den Schauplätzen der Bibel bereits vor mehr als 4000 Jahren angebaut. Der Nahe Osten bot das passende Klima und eine ideale Bodenbeschaffenheit für die reiche Ernte. Der Weinstock ist daher die in der Bibel am häufigsten genannte Kulturpflanze. Wein, Weinstock und Reben werden in der Bibel hundertfach erwähnt .
Im Neuen Testament steht der Wein im Mittelpunkt beim ersten Wunder von Jesus Christus: Bei der Hochzeit in Kana (Johannes 2 ) verwandelt Jesus Wasser in Wein. Damit wird das Getränk zum Zeichen der Freude und der Erneuerung durch Gott. Im Neuen Testament vergleicht Jesus daher nicht nur sein Blut mit dem Wein. Er veranschaulicht mit der Pflanze auch die fruchtbare Gemeinschaft der Menschen mit Gott: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ (Johannes 15, 5 )
Das Gebet vor dem Essen im Christentum
Unsere Nahrung sehen wir im Christentum als ein Geschenk von Gott an. Evangelische Christinnen und Christen danken ihm dafür mit einem Gebet vor dem Essen. Beim Tischgebet halten wir einen Moment inne: Wir sind achtsam und nehmen die Nahrung bewusst wahr. Außerdem verbindet das Gebet vor dem Essen die Menschen, die miteinander am Tisch sitzen.
Beispiele für ein Tischgebet:
- Komm, Herr Jesus,
sei unser Gast,
und segne, was du uns bescheret hast.
Amen
(Quelle: Evangelisches Gesangbuch) - Wir danken dir Herr,
denn du bist freundlich
und deine Güte währet ewiglich.
Amen
(nach Psalm 100) - Vater segne diese Speise
uns zur Kraft und dir zu Preise.
Amen - Alle guten Gaben,
alles was wir haben,
kommt oh Gott von dir – wir danken dir dafür.
Amen - Jedes Tierlein hat sein Essen,
jedes Blümlein trinkt von dir.
Hast auch uns heut‘ nicht vergessen,
lieber Gott wir danken dir!
Amen