Die Bedeutung von Gottes Segen im christlichen Glauben

Du bist ein Segen“, „Ein Segen, dass du gekommen bist“, oder: „Darauf liegt ein Segen“ – das Wort Segen hat für uns eine positive, gute Bedeutung. Wir verbinden damit etwas, das uns ermutigt und stärkt. Menschen, die gesegnet werden, haben oft das Gefühl, dass in diesem Moment nichts zählt, was sie bedrückt: keine Angst, keine Krankheit, keine Bedrohung. Denn Gottes Segen gibt ihnen Kraft und Zuversicht.

Segen kann man schenken und empfangen – doch was genau ist ein Segen, welche Bedeutung hat er für Christinnen und Christen und für den evangelischen Glauben? Und wie wird die Segnung in der evangelischen Kirche praktiziert?

Was ist ein Segen?

„Gott spricht: Ich will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.“ (1. Buch Mose 12,2 )

Mit einem Segen verbinden wir einen Zuspruch Gottes, der uns Schutz und Mut zum Leben gibt. Ein Segen ist Gottes „Ja“ zu uns – das ist in unserer evangelischen Kirche die Bedeutung des Segens. Die Segnung erfolgt über ein Wort, das uns zugesprochen wird, oft verbunden mit einer Geste. Der Mensch, der uns segnet, ist dabei aber nicht selbst die Quelle des Segens. Sondern er bittet Gott für uns um dessen Segen. Segensprüche und Segensgebete sagen unter anderem: „Gott segne dich“; „Gott behüte dich“ oder: „Gott begleite dich auf allen deinen Wegen“.

Die Bedeutung des Segens: Segen empfangen und Segen schenken

Ein Segen kann somit verschiedene Aspekte beinhalten, wie etwa:

  • Spirituelle Bedeutung: Der Segen ist Ausdruck von Gottes Liebe, Fürsorge und Nähe.
  • Teil des Gebets: Der Segen wird durch bestimmte Handlungen oder Gebete vermittelt. Dies kann durch das Auflegen der Hände, das Sprechen bestimmter Worte und Gebete oder das Verwenden von christlichen Symbolen geschehen, wie das Wasser als Teil des Taufsegens während der Taufe.
  • Schutz und Begleitung: Der Segen hat auch die Bedeutung, Schutz und Begleitung in verschiedenen Lebenssituationen zu erbitten, sei es bei der Geburt, Taufe, beim Segnungsgottesdienst zur Konfirmation, kirchlichen Trauung, bei Krankheit, bei einer kirchlichen Beerdigung oder anderen wichtigen Lebensereignissen.
  • Gemeinschaft und Stärkung: Ein Segen hat auch einen gemeinschaftlichen Aspekt, da er oft in einem öffentlichen oder familiären Rahmen erfolgt und die Bindung der Gemeinschaft stärkt.

Ein Segen ist eine zentrale und bedeutsame Handlung im evangelischen Glauben, die den Glauben und die spirituelle Verbundenheit der Gläubigen stärkt und ihre Beziehung zu Gott vertieft.

Segen als Geste: Wie segnet man?

Die bekannteste Geste der Segnung besteht aus erhobenen und ausgebreiteten Armen. So sieht man es bei Pfarrerinnen und Pfarrern oft im Gottesdienst. Manchmal zeichnen sie dabei zum Abschluss auch ein Kreuz.

Aber auch das Handauflegen auf den Kopf oder die Schulter des Gegenübers wird bei Segnungen eingesetzt. Insbesondere Eltern zeichnen beim Segnen gerne mit dem Daumen oder zwei Fingern ein Kreuz auf die Stirn ihrer Kinder. Man kann Segen aber auch ohne besondere Gesten zusprechen oder erbitten.

Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung: Wann wird gesegnet?

Üblich ist das Segnen am Ende des Gottesdiensts oder einer Andacht. Aber auch andere kirchliche Zusammenkünfte werden gerne mit der Bitte um Gottes Segen beendet. Ein täglicher Segen zur Nacht oder beim Verlassen des Hauses sind Ausdruck des Vertrauens darauf, dass Gott immer an unserer Seite ist.

Ein Segen ist  fester Bestandteil jeder Taufe, Konfirmation, Trauung und Beerdigung. Doch es gibt auch andere Segensfeiern. So lassen zum Beispiel Eltern ihr neugeborenes Kind segnen und nicht sofort taufen. Eine Babysegnung ist ein Angebot für Eltern, Danke für ihr Baby zu sagen und es unter Gottes Schutz zu stellen. Manche Eltern wollen auch, dass ihr Kind sich später bewusst selbst für die Taufe und damit für die Zugehörigkeit zur Kirche entscheidet. Ökumenische Segensfeiern für Neugeborene und Kinder gibt es beispielsweise in Essen. Das Angebot ist für alle Menschen offen – unabhängig von Kirchenmitgliedschaft oder Konfession.

Eine Segensfeier statt der Konfirmation bietet konfessionslosen Jugendlichen die Möglichkeit, Gottes Segen für ihren weiteren Lebensweg zu empfangen, ohne sich konfirmieren zu lassen. Die Idee entstand im Osten Deutschlands, um Familien mit der Segensfeier oder Feier zur Lebenswende eine Alternative zwischen Jugendweihe und Konfirmation anzubieten.

Eine Segensfeier anstelle einer Trauung ist möglich, aber unüblich. In besonderen Fällen können Paare beispielsweise um den Segen bitten, wenn der Termin für eine kirchliche Trauung erst in einigen Monaten liegt.

Das alles zeigt: Gottes Segen ist den Menschen besonders an bestimmten Stationen ihres Lebens und zu besonderen Ereignissen wichtig. Darum gibt es auch Reisesegen, Kindersegnungen in der Grundschule zur Einschulung oder zu anderen bedeutenden Lebensabschnitten. Das können freudige Ereignisse sein, aber ebenso schmerzhafte Anlässe: Manchen getrennten Paaren liegt eine Segenshandlung gerade auch als wertschätzender Abschluss ihrer zu Ende gegangenen Beziehung am Herzen.

Wer wird gesegnet?

Nach evangelischem Glaubensverständnis gilt der Segen Gottes vor allem den Menschen. Auch Tiere als Geschöpfe Gottes können gesegnet werden. Anders als in der katholischen Kirche segnen evangelische Christinnen und Christen aber keine Gebäude. Aus evangelischer Sicht bezieht sich die Segensbitte auf die Menschen, die in diesem Gebäude tätig sind. Das können dann zum Beispiel Feuerwehrleute, Polizistinnen und Polizisten oder Schülerinnen und Schüler sein.

Wer darf segnen?

Beim Gottesdienst spricht die Person, die die Feier leitet, der Gemeinde den Segen Gottes zu. Das sind in der Regel Pfarrerinnen und Pfarrer. Der Segen ist fester Bestandteil der Liturgie. Unter Liturgie verstehen wir den Ablauf des Gottesdiensts. Ansonsten ist das Segnen jedoch an kein kirchliches Amt gebunden. Jeder Mensch kann sich und anderen Gottes Segen zusprechen.

Wo finde ich Segenssprüche?

Der bekannteste und in evangelischen Gottesdiensten am häufigsten verwendete Segen ist der Aaronitische Segen. Er stammt aus dem Alten Testament der Bibel (4. Mose 6,24-27 nach BasisBibel): „Der Herr segne dich und beschütze dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende dir sein Angesicht zu und schenke dir Frieden.“

Daneben finden sich in der Bibel viele weitere Segensformen . Oft enden Segenssprüche mit einer Erwähnung des Dreieinigen Gottes . Zum Beispiel in dieser Form: „So segne dich Gott der Allmächtige und Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.“

Viele Menschen fühlen sich durch irische Segenswünsche  besonders angesprochen. Entsprechend viele Sammlungen gibt es im Buchhandel. Oft werden außerdem individuelle Worte gewählt. Denn sie werden der jeweiligen Situation besonders gerecht. Wie bei Gebeten ist auch beim Segen die Länge nicht entscheidend. Schon ein schlichtes „Gott segne dich“ kann genügen.

Wohin kann ich mich wenden, wenn es um Segen geht?

Wer sich eine Segenshandlung wünscht, kann sich an den Pfarrer oder die Pfarrerin einer evangelischen Gemeinde vor Ort wenden. In manchen Städten gibt es sogar zentrale Anlaufstellen wie die evangelische Agentur Segen45 in Essen . oder Hätzjeföhl in Köln . Dort wird man beraten, erhält Unterstützung oder wird weitervermittelt. Auch die ökumenische Initiative „Segensfeiern rund um die Geburt“ im Ruhrgebiet ist eine mögliche Anlaufstation.

Segnen ist aber auch in digitaler Form möglich. Zum Beispiel in der ökumenischen Aktion „Segen jetzt!“  gibt es rund um die Uhr ein stärkendes Segenswort. Entweder zum Lesen oder als zugesprochenes Wort – auch in Gebärdensprache – als Video. Goldene Postkarten, Sticker, Plakate oder Geschenkanhänger mit solchen „QR-Code-Segenstankstellen“ kann man bei den Marburger Medien bestellen , wenn man den digitalen Segen verschenken möchte.

  • Red.
  • EKiR/Kerstin Bögeholz

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