Die Rolle der Frau in der evangelischen Kirche

In der Evangelischen Kirche im Rheinland haben Frauen Zugang zu allen Ämtern, Berufen oder ehrenamtlichen Tätigkeiten – sei es in der Gemeindeleitung, in Gremien oder Ausschüssen. Bei uns können Frauen ebenso selbstverständlich ein Pfarramt übernehmen wie Männer, im Gegensatz zur katholischen Kirche. Das garantieren unsere Kirchenordnung , unser evangelisches Gleichstellungsgesetz und unsere kirchliche Stabsstelle Vielfalt und Gender .

Frauen und die Kirche: Menschen als Ebenbild Gottes

In der evangelischen Kirche glauben wir, dass alle Menschen als Ebenbild Gottes geschaffen wurden. So steht es in der Bibel. Daher sind für uns alle Menschen gleichwertig und gleichberechtigt. Das bekräftigen wir mit der Taufe: Unabhängig von kultureller oder sozialer Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung gehören getaufte Christinnen und Christen unserer Gemeinschaft an. Wir glauben auch an das sogenannte Priestertum aller Gläubigen. Das bedeutet, dass getaufte Menschen die Botschaft der Bibel und den christlichen Glauben eigenverantwortlich weitergeben können. Auch deshalb ist das Pfarramt bei uns ebenso unabhängig von Geschlecht und Herkunft.

Frauen in der Kirche: Vielfalt bereichert die Gemeinschaft

Vielfalt, Gerechtigkeit und Teilhabe bestimmen das Leben in der Evangelischen Kirche im Rheinland. Jeder Mensch bringt seine ganz individuellen Kompetenzen und Sichtweisen in die Kirche ein. Und das bringt die ganze Gemeinschaft weiter.

Wirken und Bewirken: Frauen in der evangelischen Kirche

Frauen engagieren sich in der evangelischen Kirche bis heute in religiösen, gesellschaftspolitischen und sozialen Fragen. Sie gestalten aktiv das Leben in ihren Kirchengemeinden. Damit dies möglich ist, engagiert sich die Stabsstelle Vielfalt und Gender der Evangelischen Kirche im Rheinland für unter anderem für die Teilhabe aller Personen in der Kirche.

So viele Frauen bekleiden Ämter in der evangelischen Kirche

Derzeit sind in unserer Evangelischen Kirche im Rheinland fast die Hälfte aller Pfarrämter von Frauen besetzt. In den ehrenamtlichen Gemeindeleitungen, den sogenannten Presbyterien, wirken Frauen zu etwas mehr als 50 Prozent mit. Weitere kirchliche Ehrenämter sowie die hauptamtlichen Stellen sind in der Evangelischen Kirche im Rheinland sogar zu zwei Dritteln von Frauen besetzt.

In vielen anderen gesellschaftlichen oder politischen Leitungsgremien ist diese Quote bis heute nicht erreicht. So liegt der Anteil von Frauen im Top-Management der privaten Wirtschaft bei unter zehn Prozent. Der Anteil der weiblichen Abgeordneten im Deutschen Bundestag beläuft sich derzeit auf ein Drittel (Stand: 2024).

Vernetzt und engagiert: Frauen in der evangelischen Kirche

Frauen in der evangelischen Kirche organisieren und treffen sich meist in den Gemeinden in ihrer Nähe. Sie gestalten dabei selbst das vielfältige Programm der jeweiligen Treffs und Gruppenangebote für Frauen.

Eine Kirche für Frauen: Die Frauenhilfe

Vernetzt sind die Frauengruppen im Landesverband Evangelische Frauen im Rheinland . Viele Menschen kennen den Verband noch unter dem früheren Namen „Frauenhilfe“. Auch Gruppen vor Ort können noch diesen Namen tragen. Diese Dachorganisation der evangelischen Frauen übernimmt viele Aufgaben: Sie organisiert Bildungs- und Lobbyarbeit, soziale Hilfsangebote sowie das Aufbereiten spiritueller Angebote und gesellschaftspolitischer Themen.

Die Frauenhilfe: Hilfe mit Tradition

Die Frauenhilfe hat in unserer evangelischen Kirche eine lange Tradition: Schon vor über hundert Jahren wurden mit der Evangelischen Frauenhilfe und dem Deutschen Evangelischen Frauenbund die ersten Frauenverbände gegründet. Der Verband „Evangelische Frauen im Rheinland“ organisiert jedes Jahr Veranstaltungen zum Weltgebetstag der Frauen . An diesem Tag, dem ersten Freitag im März, stehen jeweils ein Land und dessen Lebensbedingungen für Frauen im Mittelpunkt. Der Verband „Evangelische Frauen im Rheinland“ betreibt außerdem eine Mutter-Kind-Kurklinik, eine Tagespflege, ein Quartiersmanagement und Wohnen mit Service.

Bilden und Lernen: Bildungswerk zur Förderung von Frauen

Das Bildungswerk des Verbands „Evangelischer Frauen im Rheinland“  fördert Kompetenzen von Frauen. Es unterstützt Frauen gezielt bei ihren Aufgaben in Familie, Kirche, Gesellschaft und Beruf. Die Themen der Workshops, Seminare und Kurse sind vielfältig: Sie umfassen Theologie und Spiritualität, Beruf, Gesundheit oder aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft.

Weiterbildungsangebote der Evangelischen Frauen entdecken

Bildungsangebote speziell für Frauen in der evangelischen Kirche

Ziel des „Evangelischen Bildungszentrums im Rheinland“ ist es, Frauen zu stärken und zu motivieren. Frauen sollen ihre Fähigkeiten wahrnehmen, weiterentwickeln und ihr Leben aktiv gestalten. Denn als Evangelische Kirche im Rheinland wollen wir Menschen ermutigen, die eigene Persönlichkeit zu entfalten. Das evangelische Bildungswerk für Frauen geht daher auf Nachfrage und aktuellen Bedarf ein. Es bietet Sprachkurse zur Integration, informiert über Demenz, Digitalisierung oder Rassismus.

Starke Frauen in der Kirche: Vorbilder in der Bibel und der Reformation

Kluge und mutige Frauen werden bereits in der Bibel beschrieben. Beispielsweise Deborah, Judith oder Ester. Deborah war eine Richterin und Prophetin in Israel, die das Volk führte und in einer Schlacht gegen die Kanaaniter anführte, wie es in Richter 4,4-5 beschrieben wird: „Debora war eine Prophetin, die mit Lappidot verheiratet war. Sie herrschte damals als Richterin über Israel. Ihren Amtssitz hatte sie unter der Debora-Palme, zwischen Rama und Bet-El auf dem Gebirge Efraim. Dorthin gingen die Israeliten, wenn ein Rechtsfall zu entscheiden war.“ Judith wiederum schützte ihr Volk, indem sie den assyrischen General Holofernes tötete. In der Bibel (Judith 13,6-10 ) heißt es dazu: „Und sie ging zum Bettpfosten am Kopf des Holofernes, nahm sein Schwert herab, trat ganz nah an das Bett heran, packte das Haar seines Hauptes und sprach: Gib mir Kraft, Herr, du Gott Israels, an diesem Tag! Und sie schlug zweimal auf seinen Nacken, so stark sie nur konnte, und hieb ihm den Kopf ab.“ Und Ester bewahrte das Volk Israel vor dem Genozid durch ihren Mut und ihre Weisheit, indem sie den Plan Haman aufdeckte und den König Ahasveros um Gnade bat. Das ist nachzulesen in Ester 8,3-6 : „Ester aber wandte sich noch einmal an den König. Sie warf sich ihm zu Füßen, weinte und flehte ihn an: ,Wende den bösen Plan von Haman, dem Agagiter, ab! Er richtet sich gegen die Juden.’ Der König streckte Ester den goldenen Herrscherstab entgegen. Da stand Ester auf und trat vor den König. Sie sagte: ,Wenn es dem König gefällt, finde ich dann Gnade bei ihm? Scheint dem König die Sache angemessen? Wenn er meine Meinung für richtig hält, dann soll er eine schriftliche Anordnung treffen: Er soll das Schreiben widerrufen, das den Plan von Haman, dem Agagiter, enthält. Haman, Sohn von Hammedata, hat es nur aufsetzen lassen, um alle Juden zu vernichten – alle, die in den Provinzen des Reichs leben. Wie könnte ich das Unheil mit ansehen, das mein Volk treffen soll? Wie könnte ich das Verderben ertragen, das meine Verwandten erleben sollen?’“

Starke Frauen gehören von Beginn an auch zur Geschichte der evangelischen Kirche: Schon während der Reformation spielten sie wichtige Rollen. Die bekannteste Reformatorin ist wahrscheinlich Katharina von Bora, die Ehefrau Martin Luthers. Die ehemalige Nonne managte unter anderem Finanzen, Landwirtschaft und Haushalt. Sie betrieb Obstanbau, Vieh- und Fischzucht, braute Bier und baute Wein an.

Aber auch viele weitere Frauen wie Amalia von Neuenahr-Alpen waren an der Reformation beteiligt. Sie wirkte auf dem Gebiet der heutigen Evangelischen Kirche im Rheinland und nutzte ihre politische Macht, um den evangelischen Glauben zu verbreiten.

Frauen in der evangelischen Kirche: Aktuelle Vorbilder

Die Frauen der Reformation sind bis heute Vorbilder. Sie ermutigen Frauen in der evangelischen Kirche, zum Glauben zu stehen und eigene Ideen zu verwirklichen. Sie ermutigen, Unrecht anzusprechen und sich gegen Benachteiligung einzusetzen und wichtige Ämter wahrzunehmen.

Zu den starken Frauen der evangelischen Kirche in der Neuzeit gehört etwa Dorothee Sölle (1929-2003). Die 1929 in Köln geborene Dorothee Sölle war Theologin, politische Aktivistin, Feministin, Autorin und Literaturwissenschaftlerin. Dorothee Sölle engagierte sich in der Friedens-, der Frauen- und der Ökologiebewegung. In ihrer Zeit war die Autorin Dorothee Sölle die meistgelesene Theologin in der Bundesrepublik.

Mirjamsonntag als Feiertag für Frauen in der evangelischen Kirche

Gemeinsam organisieren beruflich und ehrenamtlich mitarbeitende Frauen und Männer den jährlichen Mirjamsonntag  organisiert. An diesem Tag geht es um die gerechte Gemeinschaft von Frauen und Männern. Am Beispiel biblischer Frauen wie der Prophetin Mirjam wird unter anderem die Lebenswirklichkeit von Frauen in den Blick genommen, die vielleicht an anderen kirchlichen Feiertagen zu kurz kommt.

  • Red.
  • epd/Meike Boeschemeyer

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