Totensonntag: Bedeutung und Brauchtum

Der Totensonntag, auch bekannt als Ewigkeitssonntag, wird immer am letzten Sonntag vor dem 1. Adventssonntag gefeiert. Wir geben zu: Totensonntag klingt nicht nach dem angenehmsten Tag im Jahr. Dennoch ist der Tag für viele Menschen ein wichtiger Termin in der Familie, im Freundeskreis oder für einen selbst. Am Totensonntag kommen evangelische Christinnen und Christen zusammen, um sich an die Verstorbenen des vergangenen Jahres zu erinnern.

Was ist der Totensonntag und wann wird er gefeiert?

Der Totensonntag oder Ewigkeitssonntag ist ein Feiertag der evangelischen Kirchen in Deutschland. Als Feiertag bildet er das Ende des Kirchenjahrs, das in der evangelischen Kirche mit dem Advent beginnt. Er wird immer am Sonntag vor dem ersten Advent gefeiert. Im Jahr 2024 fällt der Totensonntag auf den 24. November.

An dem Tag, der auch Ewigkeitssonntag genannt wird, sind die Kirchen oft gut besucht, weil Menschen Trost suchen und sich bewusst an geliebte Menschen erinnern, die gestorben sind. In Predigten, Liedern und Lesungen im Gottesdienst zum Totensonntag geht es dann meist auch um die Themen Trauer, Verlust und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.

Totensonntag: Die Bedeutung des Ewigkeitssonntags

Wegen der zentralen Bedeutung der Hoffnung an ein Leben nach dem Tod wird der Totensonntag auch Ewigkeitssonntag genannt. Im Kirchenjahr hat dieser Sonntag auch die Funktion, an den Tag des so genannten Jüngsten Gerichts zu denken. Christinnen und Christen verstehen unter dem Jüngsten Gericht den Tag, an dem Gottes Herrschaft über die Herrschaft des Unrechts siegt. Zusammengefasst heißt das: Auf der Welt läuft vieles nicht gut oder ungerecht, aber wir glauben, dass in Gottes Reich alles besser wird.

Der Tag des Jüngsten Gerichts ist eng mit der Vorstellung verbunden, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. So glauben Christinnen und Christen, dass sie nach dem Tod mit geliebten Menschen wieder vereint sein werden. Damit bietet der Totensonntag ebenfalls eine Zeit der Ruhe und Besinnung, in der Menschen über Leben und Tod nachdenken können.

Was bedeutet Ewigkeitssonntag?

Totensonntag und Ewigkeitssonntag sind zwei Begriffe für den gleichen Tag. Der Begriff „Ewigkeitssonntag“ legt jedoch einen stärkeren Fokus auf die christliche Vorstellung von der Ewigkeit und dem ewigen Leben nach dem Tod. So erinnert man sich nicht nur an die Verstorbenen, sondern reflektiert auch über die christliche Hoffnung auf das ewige Leben nach dem Tod.

Erinnerung am Totensonntag: Was wird am Ewigkeitssonntag gefeiert?

In vielen Gottesdiensten werden am Totensonntag die Namen von Verstorbenen verlesen. Das sind in der Regel die Namen von Gemeindemitgliedern, die im Laufe des vergangenen Jahres gestorben sind. Dabei sind oft auch die Namen von Menschen, die ohne Verwandte oder Freundinnen und Freunde gestorben sind. Die Gemeinde schließt die Verstorbenen im Laufe des Gottesdiensts dann in Gebete ein. Damit ist der Totensonntag zwar ein Feiertag, aber dient nicht als feierlicher Anlass, sondern vielmehr dem Gedenken an Verstorbene. Er dient aber auch der Erinnerung an die Vergänglichkeit und das ewige Leben. Viele Menschen nutzen den Tag, um Friedhöfe  zu besuchen. Sie pflegen am Ort der Beerdigung die Gräber geliebter Verstorbener oder gedenken ihrer dort, wo sie sich ihnen am nächsten fühlen.

Neben Angeboten vor Ort gibt es aber auch die Möglichkeit online an Verstorbene zu erinnern oder zu trauern. Seit einigen Jahren bieten wir als Evangelische Kirche im Rheinland am Totensonntag eine Chatandacht , die auf dem Portal trauernetz.de stattfindet. Im Vorfeld der Andacht können Angehörige die Namen von Verstorbenen in ein digitales Trauerbuch eintragen. Die Namen werden dann währen der Andacht im Videostream eingeblendet.

 

#kircheerklärt: Was ist der Totensonntag?

#kircheerklärt: Was ist der Totensonntag?

Brauchtum und Tradition: Seit wann wird der Totensonntag gefeiert?

Der Gedenktag hat seine Wurzeln in der Reformationszeit  und wurde am Ende des Kirchenjahrs zur evangelischen Alternative für den katholischen Allerseelentag. Ob die evangelischen Kirchen dem Totengedenken überhaupt einen eigenen Tag widmen sollen, ist unter Theologinnen und Theologen allerdings bis heute teils noch umstritten.

Im Jahr 1816 wurde der heutige Ewigkeitssonntag zum „allgemeinen Kirchenfest zur Erinnerung an die Verstorbenen“. Vorrausgegangen war eine Kabinettsorder bzw. eine Verordnung durch König Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Durch diese Bestimmungen wurde dieser Totensonntag für die evangelische Kirche in den damaligen preußischen Regionen eingeführt.

Alle anderen evangelischen Landeskirchen in Deutschland übernahmen diese Regelung. Warum genau der Totensonntag gesetzlich als Feiertag genau in dieser Zeit festgelegt wurde, ist nicht eindeutig gesichert. Die Entscheidung folgte jedoch auf die Erfahrung mehrerer größerer Kriege in Europa und bis zu diesem Zeitpunkt gab es im evangelischen Kirchenjahr schlichtweg keinen Tag, der an einem festen Datum so direkt dem Gedenken an Verstorbene gewidmet war.

Der Totensonntag als stiller Tag: Was ist am Totensonntag „verboten“?

Um der Trauer und dem Gedenken an Verstorbene Raum zu geben, ist der Totensonntag ein so genannter stiller Tag. Andere Beispiele für stille Feiertage sind der Karfreitag oder in katholisch geprägten Gebieten auch Allerheiligen. Die Bezeichnung stiller Tag heißt, dass an diesem Tag öffentliche Vergnügungsveranstaltungen untersagt sind. Umgangssprachlich wird dies auch Tanzverbot genannt, weil dann Diskotheken und Clubs nicht öffnen dürfen und auch Konzerte nicht stattfinden können. Das so genannte Tanzverbot regelt jedes Bundesland selbst. In den Bundesländern, auf denen die Evangelische Kirche im Rheinland liegt, gibt es dieses Tanzverbot als Regelung für den Totensonntag überall.

So gilt das Tanzverbot am Totensonntag:

  • in Nordrhein-Westfalen von 5 bis 18 Uhr,
  • im Saarland, Rheinland-Pfalz und Hessen von 4 bis 24 Uhr.

In vielen Städten beginnen die Weihnachtsmärkte auch erst nach dem Totensonntag, um Rücksicht auf diesen Trauertag zu nehmen. Das gilt auch für die Adventsdekoration zuhause.

Bräuche: Warum darf man erst nach Totensonntag schmücken?

Viele Menschen schmücken die Wohnung erst nach diesem Tag festlich für die Vorweihnachtszeit. Das liegt darin begründet, dass Totensonntag ein Tag des stillen Gedenkens an die Verstorbenen ist. Laute Feiern, aber auch festliche Dekorationen und Weihnachtsschmuck könnten vor diesem Hintergrund als respektlos empfunden werden. Das Schmücken nach Totensonntag zeigt daher Respekt vor den Verstorbenen und ihren Familien.

In seiner Bedeutung markiert der Übergang in die Adventszeit außerdem einen Kontrast zwischen Trauer und Freude. Während die Zeit vor dem Totensonntag eine Zeit der Besinnung und des Gedenkens ist, ist die Adventszeit eine Zeit der Freude und Vorbereitung auf Weihnachten. Indem evangelische Christinnen und Christen nach dem Totensonntag mit dem Schmücken beginnen, wird ein klarer Übergang von einer besinnlichen Zeit zu einer festlichen Zeit geschaffen.

In vielen Regionen in Deutschland ist es zu einer Tradition geworden, dass das Schmücken erst nach dem Totensonntag beginnt. Dieser Brauch hat sich über die Jahre etabliert und wird von Generation zu Generation weitergegeben.

Totensonntag: Unterschiede zu anderen Trauertagen

Neben dem Totensonntag gibt es in Deutschland weitere Tage, an denen das Gedenken an Verstorbene im Zentrum steht. Die prominentesten Tage neben dem Ewigkeitssonntag sind wohl Allerseelen und der Volkstrauertag. Zu Allerseelen gedenkt die katholische Kirche aller verstorbenen Gläubigen. Der Volkstrauertag ist vor allem den Todesopfern von Gewalt und Krieg auf der Welt gewidmet. Das sind, vereinfacht gesagt, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den drei stillen Tagen:

Totensonntag Allerseelen Volkstrauertag
Hintergrund Evangelischer Tag zum Totengedenken Katholischer Tag zum Totengedenken Staatlicher Tag zum Gedenken an Kriegs- und Gewaltopfer
Datum Letzter Sonntag vor
1. Adventssonntag
2. November Vorletzter Sonntag vor 1. Adventssonntag
Traditionen Gottesdienste, Gebete, Verlesung von Namen, Friedhofsbesuche Gottesdienste, Gebete, Verlesung von Namen, Friedhofsbesuche, Gräber werden geweiht Gedenkstunde im Bundestag, Gedenkveranstaltungen in Bundesländern, Städten und Gemeinden
Stiller Tag? Ja Ja Ja

 

Bibelstellen zum Totensonntag

Am Totensonntag bzw. Ewigkeitssonntag stehen in Predigten und Bibellesungen die Themen Tod und der Glaube an ein Leben nach dem Tod im Zentrum. In der Bibel sind diese Themen immer wieder präsent. Eine Auswahl an Bibelstellen zum Ewigkeitssonntag haben wir hier zusammengestellt:

  • „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß sprach: Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21, 4f )
  • „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ (1. Korinther 15,55 )
  • „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“ (1. Korinther 15, 20 )
  • „Denn siehe, ich will einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen, dass man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht mehr zu Herzen nehmen wird. (Jesaja 65, 17 )
  • „Wir warten aber auf einen neuen Himmel und eine neue Erde nach seiner Verheißung, in denen Gerechtigkeit wohnt.“ (2. Petrus3,13 )
  • „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“ (Ps 126, 5f )
  • „Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Psalm 90, 12 )
  • „So wacht nun; denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob am Abend oder zu Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen, damit er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt.“ (Markus 13, 35-36 )

Seelsorge und Unterstützung bei Trauer

Die Beschäftigung mit dem Tod ist nie leicht und für viele Menschen besonders belastend. Ein würdiges Gedenken an Verstorbene und über den Tod zu sprechen, hilft vielen Menschen – nicht nur am Totensonntag. Deshalb ist die Telefonseelsorge das ganze Jahr über erreichbar für Menschen, die dieses Thema besonders bewegt. Die Telefonseelsorge ist unter der kostenfreien Nummer 0800 1110111 zu erreichen. Online gibt es auch die Möglichkeit zum Chat unter Chat auf telefonseelsorge.de .

In der Evangelischen Kirche im Rheinland gibt es jedoch noch viele weitere Angebote für Menschen, die um geliebte Menschen trauern. In Trauercafés oder evangelischen Gruppen und Treffs können sich Betroffene mit anderen Menschen austauschen, sich über Hilfsangebote informieren oder einfach an einem sicheren Ort sein.

  • Red.
  • Medio TV/Christian Schauderna/fundus-medien.de

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